A40 oder B1 sind allen Dortmundern bekannt – ab sofort möchte die Stadtverwaltung dafür sorgen, dass auch das Kürzel RS1 ein fester Begriff im Wortschatz der Dortmunder wird: Am 19. April wurden nach mehreren Verschiebungen die Bauarbeiten am ersten Dortmunder Abschnitt des Radschnellwegs Ruhr offiziell aufgenommen.
Komplett fertiggestellt soll sich der Verkehrsweg eines schönen Tages auf etwa 100 km quer durch das Ruhrgebiet erstrecken und, so der Wunsch der Dortmunder Stadtverwaltung, zum „Rückgrat für das regionale Radverkehrsnetz“ der Region werden. Nutzer wären nach Vorstellung der Planer letztlich sowohl Arbeitspendler als auch Freizeitradler aller Art – und natürlich Touristen.
Die Nutzer sollen sich dabei auf viel Komfort freuen dürfen – sowohl Kreuzungsbereiche wie stramme Steigungen möchte man den Radfahrern durch entsprechende planerische bzw. bauliche Maßnahmen ersparen. Auch die Realisierung sog. Fahrradstraßen, auf denen Radfahrende Vorrang haben und nebeneinander fahren dürfen, während sich der Kraftverkehr – gewissermaßen als „Gast“ – besonders rücksichtsvoll zu verhalten hat, sind Teil des Gesamtkonzepts.
Auf Dortmunder Stadtgebiet, das insgesamt immerhin fast ein Viertel der RS1-Gesamtlänge umfasst, steht die Umsetzung genau solch einer Fahrradstraße am Beginn der Umsetzung. Entlang der Großen Heimstraße, vom Einmündungsbereich Arneckestraße bis zur Einmündung an der Wittekindstraße, erstreckt sich der nun begonnene Bauabschnitt. Im Abschnitt der Sonnenstraße von Möllerbrücke bis Arneckestraße etwa wird die Fahrbahn von derzeit 4,20 m auf 5,00 Meter durch Versetzen des südlichen Bordsteines verbreitert, um die notwendige Fahrspurbreite für den Begegnungsfall Kfz/zwei nebeneinander fahrende Radfahrende zu erhalten.
Dem Parken an Fahrbahnrand bzw. zwischen den Baumscheiben will man durch das Anordnen einer Parkverbotszone beikommen. Die Pressestelle der Stadt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das entsprechende Parkverhalten auch gegenwärtig bereits widerrechtlich sei und u. U. zur Blockierung von Rettungswegen führen könne. Bestehen bleiben hingegen die baulich angelegten Parkstände. Eine leichte Entspannung der bekannt angespannten Parksituation könnte nach Hoffnung der Stadtverwaltung die Umgestaltung der Grünfläche in Höhe der Stübbenstraße bringen. Das gemeinsame optische Erkennungszeichen aller RS1-Abschnitte werden grüne Fahrbahnrandmarkierungen und spezielle Radschnellweg-Piktogramme sein, die auch auf der Großen Heimstraße zur Anwendung kommen werden.
Bei aller Aufbruchs-Euphorie aber sind zum Baubeginn des Schnellwegs auch die kritischen Stimmen aus der Bürgerschaft nicht zu überhören. Peter Fricke von „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ etwa kritisiert nachdrücklich, wie weit sich die Stadt Dortmund in ihren Planungen mittlerweile von vor der Kommunalwahl geäußerten Zusicherungen entfernt habe: Habe der Rat noch im Dezember 2019 den RS1-Ausbau bis zur Stadtgrenze in Wickede bis 2024 einstimmig beschlossen, habe man sich jetzt plötzlich einen zeitlichen Nachschlag von sieben Jahren gewährt.
Auch die Reaktion der „anderen Seite“ – nämlich der Anwohner mit Kfz – bleibt angesichts umfangreicherer Baumaßnahmen und sich verschärfender Parksituation abzuwarten. Mit dem Projektstart im stark frequentierten Kreuzviertel jedenfalls hat die Stadtverwaltung eine Maßnahme an den Anfang gesetzt, die vor Jahren in der Bürgerschaft mitunter kontrovers diskutiert wurde. So wurde womöglich der Stier bei den Hörnern gepackt – in jedem Falle aber bleibt der RS1 neben seinem Konfliktpotential ein großes stadtplanerisches Versprechen an die Dortmunder, auf dessen Einlösung jetzt viele mit Spannung warten.
Weitere Informationen zum RS1-Ausbau auf Dortmunder Stadtgebiet sind online unter http://www.dortmund.de/rs1 zu finden.