Das einwöchige Protestcamp „Schlafen statt Strafen“ in der Dortmunder Innenstadt vom 28. Januar bis zum 5. Februar wurde durchgeführt, um auf das Thema Wohnungslosigkeit aufmerksam zu machen.
In diesem Zusammenhang stellt die Stadt Dortmund in einer Pressemittelung Informationen zur Verfügung.
Anzahl der wohnungslosen Menschen
Zu der Anzahl der wohnungslosen Menschen gibt es nur Schätzungen. Die Stadt geht von 500 bis 600 Menschen aus. Zu der stark schwankenden Anzahl derer, die im Bereich des Hauptbahnhofes oder in der Innenstadt übernachten, gibt es ebenfalls keine exakten Angaben, da es hier eine große Fluktuation gibt. Hier wird insgesamt von 30 bis 40 Menschen ausgegangen.
Unterstützungs- und Hilfeangebote
In Dortmund gibt es ein ausdifferenziertes System an Unterstützung und Hilfe für diese Menschen. Alle diese Instrumente sind darauf ausgerichtet, die Menschen von der Straße zu holen. Dortmund verfügt über ausreichende Kapazitäten, um obdachlose Menschen unterzubringen. Alle Menschen, die eine unfreiwillige Obdachlosigkeit für die Nacht und fehlende Selbsthilfemöglichkeiten erklären, erhalten von der Stadt Dortmund ein Übernachtungsangebot. Die Stadt stellt sicher, dass jeder Mensch, dessen Lage sich so darstellt, ein Obdach erhält. Niemand muss draußen schlafen, wenn er dringend Hilfe benötigt. Die insgesamt breit gefächerten Ressourcen und Angebote der Stadt garantieren so, dass Menschen nicht ohne Hilfe bleiben. Wer Hilfe benötigt, kann sich an alle bekannten Einrichtungen des Netzwerkes aus Stadt und Freien Trägern oder an die Sozialarbeiter*innen wenden.
Hinweis: Bis auf einige wenige Ausnahmen erhalten die Menschen, die in den Unterkünften übernachten, Sozialleistungen zum Lebensunterhalt. Das bedeutet, dass die Gebühren für die „Kosten der Unterkunft“ damit bereits abgedeckt sind, so dass die Menschen keinerlei „Mehrkosten“ zu tragen haben, wenn sie die Angebote nutzen.
Übernachtungsstellen in Dortmund
- Männerübernachtungsstelle (Träger: European Homecare GmbH) mit 70 Schlafplätzen in Zimmern für zwei bis vier Personen
- Frauenübernachtungsstelle (Trägerin: Diakonisches Werk) mit 50 Schlafplätzen in Zimmern für zwei Personen
- Städtische Notschlafstelle für wohnungslose junge Erwachsene gap jump (Träger: European Homecare GmbH) mit 20 Betten
- Städtische Notschlafstelle für wohnungslose Drogenabhängige (Träger: Soziales Zentrum e. V.) mit 20 Betten
- Sleep-In Stellwerk für Jugendliche (Träger: Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen NRW e. V.) mit 10 Betten
Wohnungen für Obdach- oder Wohnungslose
Zudem hat die Stadt Dortmund eigens zur Unterbringung der obdachlosen Menschen in ausreichender Anzahl Wohnungen angemietet, die sie diesen in einem festgelegten Rahmen zur Verfügung stellen kann. Diese werden über das sogenannte Wohnraumvorhalteprogramm im Sozialamt verwaltet. Von hier aus gelingt einigen Menschen auch der Sprung (zurück) auf den regulären Mietwohnungsmarkt. Im Rahmen des sozialen Managements des Sozialamtes besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass Nutzende und Vermieter*in sich über die Übernahme des Mietvertrages einigen, so dass die/der Betroffene auf diesem Wege am Ende wieder eine eigene Wohnung, ein „eigenes Zuhause“ hat. Die Stadt verliert dabei eine Ressource aus dem Bestand, würde das Portfolio über Einheiten durch Neuanmietung aber auffüllen. Ausführliche Informationen zum Thema finden sie unter diesem Link.
Kontrollen des Ordnungsamtes
Das Lagern, Campieren und Übernachten auf öffentlichen Straßen oder in Anlagen ist gemäß der „Ordnungsbehördlichen Verordnung der Stadt Dortmund“ untersagt. In diesem Zusammenhang führt der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) des Ordnungsamtes seit längerem Kontrollen vor allem in der City durch. Die betroffenen Menschen werden zur Übernachtung und für weitere Hilfsangebote auf die dafür vorgesehenen Schlafgelegenheiten (z. B. Männerübernachtungsstelle, Frauenübernachtungsstelle) hingewiesen. Dabei suchen die Teams des KOD bei Kontrollen immer das Gespräch mit den betroffenen Menschen, informieren sie über die bestehenden Hilfsangebote und fordern sie zur Einhaltung der rechtlichen Regelungen auf.
Zumeist kommen die Menschen der Aufforderung, den entsprechenden Ort zu verlassen, nach. Es kommt aber auch vor, dass Platzverweise ausgesprochen werden müssen. Verwarn- oder Bußgelder werden nicht erhoben. Alle Maßnahmen werden immer mit der entsprechenden Sensibilität und mit einem der jeweiligen Situation angepassten Augenmaß durchgeführt. Zu dem Thema gibt es einen engen Austausch zwischen Ordnungsamt und Sozialamt.
Netzwerk „Wohnungslosenhilfe“
Die Veranstalter des Camps stellen als Beweggründe zur Durchführung dieser Veranstaltung dar, dass sie davon ausgehen, dass der Austausch zwischen der Stadtverwaltung und von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen meist indirekt sei, dass die Problemlagen dieser Menschen der Stadtverwaltung nicht ausreichend bekannt seien und zudem die betroffenen Menschen nur unzureichende Kenntnisse über die Angebote der Obdach- und Wohnungslosenhilfe in Dortmund hätten. Diese Annahmen treffen nicht zu und entsprechen auch nicht der gelebten Praxis.
Selbstverständlich haben die verschiedenen Akteur*innen des Netzwerkes „Wohnungslosenhilfe“ eine Vielzahl von Kontakten zu den betroffenen Menschen und kennen ihre Perspektive und Bedarfe. Anders wären die Angebote für obdach- und wohnungslose Menschen auch nicht zu realisieren und nicht sinnvoll weiterzuentwickeln. Den betroffenen Menschen wiederum sind die Angebote in Dortmund bekannt.
Die Dortmunder Obdach- und Wohnungslosenhilfe ist breit aufgestellt und verfügt über ein ausdifferenziertes Angebot für betroffene Menschen, das stetig weiterentwickelt wird. Die Hilfe für obdach- oder wohnungslose Menschen in Dortmund basiert seit Jahren auf einem Zusammenwirken von mittlerweile insgesamt 15 Trägern: Träger der freien Wohlfahrtspflege, kirchliche Träger, Vereine und Initiativen, die FH Dortmund, das Jobcenter und die Stadt Dortmund (Sozialamt, Gesundheitsamt, Ordnungsamt und Jugendamt). Diese haben sich in dem regelmäßig tagenden Netzwerk „Wohnungslosenhilfe“ zusammengeschlossen.
Dort werden die Bedarfe von obdach- oder wohnungslosen Menschen aus den verschiedenen Blickwinkeln und Erfahrungen der beteiligten Akteure diskutiert. Ebenso werden dort Entwicklungen der Obdach- und Wohnungslosenhilfe, die außerhalb Dortmunds, auch bundesweit, stattfinden, verfolgt, um daraus für Dortmund gegebenenfalls wichtige Schlüsse zu ziehen. In Folge dieses Austauschs wurden und werden im Netzwerk Lösungsmöglichkeiten für die betroffenen Menschen entwickelt und deren Umsetzung vereinbart.
Das Netzwerk „Wohnungslosenhilfe“ hat sich als Ort des kritischen Austauschs, der fachlichen Evaluation und damit als Instrument der gemeinsamen Weiterentwicklung der Obdach- und Wohnungslosenhilfe in Dortmund bewährt. Diese Weiterentwicklung kann gut anhand der öffentlich zugänglichen Berichte des Sozialamtes nachvollzogen werden. Die Stadt begrüßt es es sehr, dass sich in Dortmund viele Menschen um das Thema „Wohnungslosenhilfe“ kümmern und an seiner Weiterentwicklung mitwirken möchten. Der dafür geeignete Ort ist das Netzwerk „Wohnungslosenhilfe“. Die Stadt hat die Organisatoren des Camps eingeladen, ihre Initiative und ihre Ideen dort vorzustellen.