Die Fuchsgruppe ist um ein Mitglied reicher. Seit Anfang Oktober arbeitet Svitlana Bondar in der FABIDO-Kita Fliederstraße als Erzieherin. Einfach war ihr Weg hierhin nicht. Dabei stellten die Windmühlen, die sich ihr auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt entgegenstellten, angesichts ihrer Flucht aus der Ukraine ein eher kleineres Problem dar. Dennoch konnte sie nun mit dem neuen Projekt der FABIDO zur Integration von Menschen mit Fluchtgeschichte in den Arbeitsmarkt einen großen Schritt in Richtung Zukunft gehen.
Von der Grundschullehrerin in der Ukraine zur Erzieherin in Dortmund
„Startklar“ heißt der Rahmen, in dem Bondar ihre Stelle in der Nordstadtkita angetreten ist. In der Ukraine nämlich hatte die 35-Jährige bereits ein pädagogisches Studium absolviert und arbeitete als Grundschullehrerin und „Startklar“ richtet sich explizit an Menschen mit pädagogischer Vorbildung. Eigentlich wollte Bondar niemals weg aus ihrer Umgebung mit Mann und Kindern und zwei guten Arbeitsstellen, wie sie sagt: „Wir waren zufrieden mit unserem Leben. Jetzt haben wir die Stunde 0.“ Allein mit ihren Kindern, wenn auch unterstützt von einigen Tanten und einer Kusine, lebt die frischgebackene Erzieherin nun in Dortmund und weiß nicht, wie es von hier aus weitergehen wird.
Eine Orientierung aber hat sie nun, besucht als Teilnehmerin von „Startklar“ Weiterbildungskurse zum deutschen Kitawesen im Allgemeinen und zur FABIDO im Besonderen sowie einen speziellen Sprachkurs bei der VHS mit dem Ziel B2. Das Sprachniveau B1 hat sie sich bereits selbst erarbeitet und in der Kommunikation mit den Kindern gibt es keine relevanten Sprachbarrieren.
Dennoch freut sie sich, weiterlernen zu dürfen, wie sie versichert, und auch für Kinder- und Jugenddezernentin Monika Nienaber-Willaredt sind die Deutschkurse zusammen mit der praktischen Arbeit wesentlicher Bestandteil des neuen Programms bei FABIDO. „Das muss organisch zusammengehören“, sagte sie bei einem Termin, zu dem der kommunale Kitaträger in die Kita Uhlandstraße eingeladen hatte, um das Projekt zu präsentieren.
44 Menschen bei „Kita-Einstieg“ und „Startklar“
23 Frauen konnten Jobcenter, Arbeitsagentur und FABIDO bereits zum Beginn am 1. Oktober von „Startklar“ überzeugen. Hinzu kommen 21 Arbeitsverträge, die sie unter der Überschrift „Kita-Einstieg“ mit geflüchteten Menschen geschlossen haben, die einen Abschluss auf dem Niveau eines Abiturs oder Fachabiturs oder ein Studium mitbringen und sich die Arbeit in der Kita vorstellen können. Diese sind sind nun in die Praxisintegrierte Ausbildung (PIA) gestartet, die ebenfalls durch Sprachkurse ergänzt wird.
„Damit habe ich nicht gerechnet, dass so viele gleich zum Einstieg da sind“, zeigt sich Dezernentin Nienaber-Willaredt erfreut. Bei 36 zur Verfügung stehenden Plätzen pro Programm ist aber noch Luft nach oben. Aktuell befinden sich noch einige Bewerbungen in der Bearbeitung, aber nicht immer fällt es Menschen aus Kriegsgebieten leicht, ihre Qualifikation per Dokument nachzuweisen. „Man braucht einen langen Atem bei genau diesen Dingen“, räumt Projektleiterin Birgit Reinhold ein. „Jeder Fall ist anders“, stimmt Dezernentin Nienaber-Willaredt zu. Aber mit „viel Geduld und Spucke“ und einem „guten Case Management“ gebe es durchaus Lösungen.
Auch für Svitlana Bondar lag die Lösung im neuen Programm, wie sie erzählt: „Ich dachte mir: Das ist eine sehr gute Möglichkeit – und jetzt sind wir hier!“ Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist sie sich sicher: „Ich möchte gerne hier weiterarbeiten.“ Ob es sie irgendwann dann doch einmal in die Grundschule zurückzieht, kann sie zur augenblicklichen „Stunde 0“ noch nicht sagen.