Rund um das U wachsen die Gebäude in die Höhe. Angesichts der Hitze kommen da Fragen auf, forderte der Präsident des Umweltbundesamtes Dirk Messner doch erst im Juli der Deutschen Presse-Agentur gegenüber: „Wir müssen unsere Städte umbauen, um mit dem Klimawandel leben zu können. Dazu gehört vor allem viel mehr Grün in den Städten. Das kühlt deutlich.“ Auch mit dem „grünen“ Konzept für die Innenstadt, dass das Umweltamt der Stadt Dortmund im April vorgelegt hat, scheint die aktuelle Bebauung am U auf den ersten Blick nur schwer zusammenzupassen. Zwar schließt das den Bereich außerhalb des Wallrings nicht ein, aber „die Ergebnisse (Definition von Straßen- und Platztypen und Maßnahmen dafür)“, räumt Stadtsprecher Christian Schön ein, könnten bei „zukünftigen Baumaßnahmen auf der Straße und in der Entwurfsplanung für neue Straßen oder für den Umbau bestehender Straßen (…) mitbedacht werden“. Daher stellt sich die Frage, inwiefern das auf dem Gelände am U geschieht und wie die Stadt ihren eigenen Maßgaben an dieser Stelle entspricht.
Frischluft und Dachbegrünung
Eines jedenfalls kann man den Planungen für das Gelände am U nicht vorwerfen. Hitze aufgrund von zu wenig Schatten wird es am Boden kaum noch geben, stehen doch genug Gebäude auf der Fläche, die einen Schatten werfen. Auch in der Höhe dürften sich begrünte Dächer – Pflicht für jedes einzelne der hier entstehenden Gebäude – positiver auf das Klima auswirken als asphaltierte Flächen. Dem gegenüber steht die Frage nach Frischluftschneisen, die Bundesbauministerin Klara Geywitz Mitte Juli über Twitter explizit forderte. Liegt momentan noch eine Fläche zur Rheinischen Straße hin frei, so soll dort eine „attraktive Büroentwicklung mit Kommunikations- und Gastronomieflächen entstehen“, wie die Landmarken AG, die für den Bau verantwortlich zeichnet, auf ihrer Homepage schreibt. Dennoch profitiere der Bereich von Frischluft seitens des angrenzenden Bahn-Geländes, das „mit den Bahnlinien und Schienen als breite Frischluftschneise für die City fungieren kann“, so Stadtsprecher Schön. Rund um das U zeige sich das „in starken Winden, die ab und an auf den Plätzen und zwischen den Gebäuden auftreten“.
Umgestaltung von Plätzen und die Suche nach Ausgleichsflächen
Eines dieser Gebäude wird die am Rande des Geländes geplante Vierfachsporthalle an der Übelgönne sein, der das bestehende Grün auf dem jetzigen Parkplatz weichen soll. „Ausgleichsflächen gibt es vermutlich nicht in direkter Nähe“, wie Schön schreibt, „Nichtsdestotrotz ist für die Inanspruchnahme der zahlreichen Laubbäume ein adäquater Ersatz nach Baumschutzsatzung zu leisten.“ Als „ein wichtiger Umweltbelang“ soll dieser Frage nachgegangen werden. Landschaftsarchitekt Prof. Christoph Schonhoff plant für das „Entree“ der Halle immerhin „radiale Inseln“ mit „vegetativ geprägter Mitte und neu gepflanzten Bäumen“, wie es im Erläuterungstext unter competitionline.de heißt. Für die Sporthalle selbst prüft die Stadt Maßnahmen zur Fassaden- und Dachbegrünung. Ein wenig Zeit bleibt ihr dafür noch, soll die Halle doch erst im Jahr 2027 fertiggestellt sein.
Bis dahin soll jedoch auf dem Gelände noch das ein oder andere geschehen, um die klimatischen Bedingungen zu verbessern. Den Anfang machen soll hier die südliche Fläche der Benno-Elkan-Allee, wenn die Studierenden-Apartments Ende dieses Jahres fertiggestellt sind und eine entsprechende Baustellenfläche nicht mehr benötigt wird. Hier soll „in großen Teilen extensiv eingegrünt“ werden, so Schön. Auch für den Emil-Moog-Platz, die Anneliese-Kretschmer-Straße, die Emil-Schumacher-Straße und den Kippenbergerweg werden entsprechende Planungen aufgestellt, sodass alle Flächen „nach Abschluss sämtlicher Hochbaumaßnahmen final umgestaltet“ werden können. Dabei will man das lokale Klima stets im Blick behalten und verbessern, „natürlich auch unter dem Stichwort ,wassersensible Gestaltung’“.
Eine Frage des Maßstabs
Insgesamt ist es wohl eine Frage des Maßstabs, den man bei der Betrachtung des Geländes in klimatischer Hinsicht ansetzt. Stadtsprecher Schön betont: „In der Bilanz bedeuten übrigens sämtliche Gebäude auf dem U-Areal eine deutliche Verbesserung der mikroklimatischen Verhältnisse vor Ort, denn man muss es ja vergleichen mit der komplett versiegelten Fläche, die es dort zu Zeiten der Brauerei gegeben hat, als diese noch in vollem Betrieb war.“ Diese Perspektive nimmt jedoch die Bäume, die zugunsten der Sporthalle gefällt werden sollen, nicht mit in den Blick. Eine Klimaoase rund um das U jedenfalls ist wohl auch in den nächsten Jahren kaum zu erwarten.