Im Fahrerlager riecht’s nach Öl und Benzin, und von der Strecke her hört man die Motoren. Zu behaupten, dass sie dröhnten, wäre nichtsdestotrotz eine Übertreibung – und auch das bereitliegende Werkzeug gehört eher in die Kategorie „filigran“. Beim RC Offroad Dortmund e. V. nämlich erinnert eine Menge an den „großen“ Motorsport, die Größenverhältnisse allerdings unterscheiden sich: Boliden, die hier über den Kurs rasen, sind ihren großen Vorbildern im Maßstab 1:8 bzw. 1:10 nachempfunden.
Während die Wurzeln des RC bis ins Jahr 2008 zurückreichen, vollzog man den Schritt zum eingetragenen Verein erst anno 2015. Vier Jahre später zwang die Kündigung des Pachtvertrages die Geschwindigkeits-Enthusiasten zum Neustart an einem anderen Standort. Dort – an der Ecke Franz-Schlüter-Straße/Franziusstraße – regiert seither regelmäßig das Rennsport-Fieber. Sportlicher Ehrgeiz oder investierte Mühen haben dabei durchaus Maxi-Format: Wer sich mit Haut und Haaren seinem Hobby verschrieben hat, der tüftelt eben auch auf Profi-Level am optimalen Federweg oder an der perfekten Zusammensetzung des Dämpferöls.
Ein Wochenend-Tag und ein paar Investitionen
Über die ca. 300 m lange Strecke bewegen sich die Vereinsmitglieder, wie Manfred Thiel verrät, dabei bis zu zwei Stunden pro Wochenende. Und auch wenn der Pressesprächer die Offroad-Faustformel, nach der sich Fahren und Schrauben zeitlich die Waage halten sollten, für etwas übertrieben hält: „Einen Wochenend-Tag“, findet er, „musst du dir für das komplette Drum und Dran auf der Bahn schon freihalten.“ Was die finanziellen Investitionen angeht, hängt wiederum einiges von den jeweiligen Ambitionen ab. „Sogenannte RTR-Modelle – also Autos, die fahrfertig verkauft werden – gibt es bereits für unter 500 €. Allerdings spart man dabei dann sowohl an Haltbarkeit als auch an eigenen Einstellmöglichkeiten, und damit letztlich am Spaß.“ Will man sich neben dem eigentlichen Fahrzeug auch ein bisschen Equipment wie Werkzeug, Transporttaschen, Ersatzteile usw. zulegen, ist man nach Manfred Thiels Rechnung mit rund 1.500 € dabei.
Bunte Mischung – nicht nur aus Dortmund
Sonntags, wenn der RC seine Anlage für Gastfahrer öffnet, treffen sich hier nach seinen Worten sowohl derlei ambitionierte Nachwuchsfahrer auf der Jagd nach neuen Bestzeiten als beispielsweise auch Vater/Sohn-Duos, die nichts weiter als den Freizeitspaß suchen. „Insgesamt“, berichtet der Meerbuscher, „ist unser Publikum eine ausgesprochen bunte Mischung aus verschiedensten Typen und Altersklassen. 40 bis 50 Leute können es insgesamt bei gutem Wetter durchaus schon mal werden, auf die Strecke lassen wir dabei gleichzeitig bis zu 18 Fahrzeuge.“ Bunt sieht es offenbar auch bei den Anfahrtswegen sowohl der Gäste als auch der Vereinsmitglieder aus: Obwohl das Ruhrgebiet mit Offroad-Rennkursen gut versorgt ist, finden sich an der Franziusstraße auch regelmäßig Besucher*innen aus dem Münsterland, vom Niederrhein oder sogar aus den Niederlanden ein.
Originalgetreue, detaillierte Gestaltung
Manche von ihnen allerdings lockt gar nicht die Rennstrecke, sondern ein zweiter Trumpf, der beim RC Offroad seit dem Umzug an die neue Adresse ausgespielt wird. Der sogenannten Crawler- bzw. Scalerszene nämlich geht es nicht um den Rausch der Geschwindigkeit – sie holt sich ihre Endorphin-Dosis durch die möglichst originalgetreue, detaillierte Gestaltung von Modellbau-Landschaften und den sich hindurchbewegenden Fahrzeugen. In Huckarde besiegelten sie 2019 die Zusammenarbeit mit einer Crawler-Truppe, den „Outlaws“: Seither entstand auf rund 500 m2 eine Kunstlandschaft aus steilen Anhöhen, staubigen Tunneln und verlassenen Gebäuden, die – ähnlich wie eine Modellbahnanlage im heimischen Keller – auf viele Gäste eine magische Anziehungskraft ausübt und zum kontinuierlichen Optimieren einlädt.
Kommunikativer, gemeinschaftlicher Sport
Dass über gemeinsames Schrauben, Fachsimpeln und Fahren wirkliche Freundschaften entstehen, ist für den RC-Pressesprecher einer der wichtigsten Aspekte seines Rennsport-Hobbies: „Man fährt ja z. B. auch zusammen zu Wettbewerben, oft nimmt dann einer am Rennen teil und die anderen unterstützen, schrauben oder tanken nach: Ein wirklich sehr kommunikativer, gemeinschaftlicher Sport“, fasst der 52-Jährige seine Sichtweise zusammen. Vom „sozialen Faktor“ profitieren im Übrigen auch die Offroad-Gäste, für deren Mägen bzw. Kehlen der Verein stets ein paar gekühlte Getränke oder Grillgut bereithält.