Da, wo Annika Enderle herkommt, ist es durchaus üblich, in der Westfalenliga jedoch äußerst ungewöhnlich. Enderle kennt das Tracking aus der ersten Bundesliga. Akzelerometer heißt das Gerät, das die neue Flügelspielerin nun auch beim BVB bei jedem Training und jedem Spiel mit sich trägt.
Mithilfe dieses Trackers misst Benedikt Terschluse die Laufgeschwindigkeiten und die Herzfrequenz jeder einzelnen Spielerin. 28 km/h habe er bei einem ihrer ersten Trainings bei Annika Enderle in der Spitze auf dem Schirm gehabt, verrät der Athletiktrainer. Interessant seien außerdem die “Highspeed-Meter”, die die Spielerinnen in ihren Spitzengeschwindigkeiten zurücklegten. Anhand der ermittelten Daten könne er “das Training progressiv steigern” und sicherstellen, dass jede Spielerin “in der Woche mehr leistet als sie im Spiel abrufen muss”, um eine Überlastung auf dem Platz zu vermeiden, so Terschluse.
Umgekehrt ist über das Tracking frühzeitig feststellbar, wenn eine Spielerin bereits im Training Überlastungssymptome zeigt, beispielsweise über die Herzfrequenz. Auf diese Weise kann das Trainerteam ihren Einsatz beim Spiel so planen, dass das Risiko einer Verletzung dennoch kleingehalten wird. Aber auch der Frage “Sind da vielleicht andere Sachen im Argen?” kann man sich gegebenenfalls im Gespräch mit der betreffenden Spielerin annähern.
Individuell und positionsabhängig
“Das kann man ganz individuell gestalten”, erklärt Athletiktrainer Terschluse. Damit spielt er einerseits auf die Konstitution der Spielerinnen an. Andererseits aber hänge es stark von der Position ab, wie schnell und wie lange eine Spielerin laufen können muss und in welchen Bereichen sich die Herzfrequenzen bewegen sollten. So kommt es beispielsweise bei einer Flügelspielerin wie Annika Enderle in besonderem Maße auf die “Highspeed-Meter” an.
Leistungsdiagnostik mit der TU
Während Terschluse das Tracking laufend durchführt, findet die Leistungsdiagnostik in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund fünf Mal pro Saison statt. “Ob wir im Training unsere Sache gut machen”, wird laut dem Athletiktrainer spätestens bei den Tests in den Bereichen Sprung, Agility, Dribbling und Sprint bis 30 Meter klar. Im Anschluss kann Terschluse wiederum auf die Testergebnisse reagieren, indem er etwa gezieltes Sprungtraining für bestimmte Spielerinnen ansetzt.
Natürlich hat auch Benedikt Terschluse “nicht 5.000 Arme”. Aber eine Vollzeitstelle steht ihm immerhin zur Verfügung, um die Spielerinnen zu trainieren, die gesammelten Daten auszuwerten und darauf aufbauend die folgenden Trainingseinheiten zu planen.