Im Mai 2016 brach Profifußballer Patrick Ekeng während eines Ligaspiels auf dem Platz zusammen und starb später im Krankenhaus. Er hatte einen Herzinfarkt erlitten. Nach Ansicht von Prof. Dr. Helge Möllmann vom St. Johannes Hospital wäre der Tod des 26-Jährigen vermeidbar gewesen, wenn die Einsatzkräfte frühzeitig mit der Reanimation begonnen hätten. Denn mit jeder verstreichenden Minute sinke das Überlebensrisiko um zehn Prozent. Um auch den Sportvereinen in Dortmund die Möglichkeit zu geben, Menschenleben zu retten, stellt die Stadt Dortmund ihnen nun Defibrillatoren zur Verfügung. Aber „nur so einen Defi irgendwo hinzuhängen, reicht nicht“, findet nicht nur die Refereantin der Geschäftsführung der Sport- und Freizeitbetriebe Sylvia Terweiden. Deshalb startete gestern eine Schulungsoffensive zum Umgang mit Herzstillständen und zum Einsatz der Geräte im Vereinsheim des FC Brünninghausen.
„Die Sorge, irgendwas falsch zu machen“
2021 begann Horst Tieling als zweiter Vorsitzender das Projekt Defibrillator im Verein auf den Weg zu bringen. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung betonte er, dass er hoffe, dass der Fall eines Herzstillstandes Am Hombruchsfeld niemals eintrete. Daher freut Tieling sich nun: „Wenn er eintritt, haben wir zumindest die Gewissheit, dass wir alles getan haben, um Menschenleben zu retten.“
Für Prof. Dr. Helge Möllmann vom St. Johannes Hospital zielt er damit auf eine „Herzensangelegenheit“ ab. Jedes Jahr stürben rund 65.000 Menschen an plötzlichem Herztod, so der Mediziner – in vielen Fällen, „weil die Sorge, irgendwas falsch zu machen, so groß ist“. Tatsächlich gebe es im Ernstfall aber nichts mehr zu verlieren und gefährden könne man die betroffene Person nicht weiter. Stattdessen sei eine unmittelbare Herzdruckmassage unverzichtbar. „Was Sie falsch machen können, ist eben nichts zu tun“, warnte im Rahmen der Defibrillatoren-Schulung auch Dirk Hangert von der Hans Peter Esser GmbH, die den Auftrag von der Stadt erhalten hat, die Geräte an die Vereine auszuliefern.
Der Schock setzt das „Durcheinander“ des Stroms auf Null
Die Ursache für den plötzlichen Herztod sei das Kammerflimmern, so Prof. Dr. Möllmann. Dieses zeichne aus, dass unkontrollierte Impulse überall im Herzen abgegeben würden, die jedoch nicht in der Lage seien, das Herz zum Schlagen zu bringen, weshalb die lebensnotwendige Sauerstoffversorgung des Gehirn ausbleibe. „Dieses Durcheinander von Strom kriegt man auch nicht durch Drücken in den Griff“, erklärt der Mediziner. Hier könne der Einsatz des Defibrillators die letzte Rettung sein. „Durch diesen starken Stromstoß wird dieses Durcheinander auf Null gesetzt.“ Doch während das Gerät bereitgemacht würde, müsse die Herzdruckmassage zwingend fortgesetzt werden. „Wichtig ist: Während man sich um den Defi kümmert, keine Pause, einfach keine Pause!“
Keine Beatmung, sondern durchgängig drücken
Die in der Vergangenheit empfohlenen Beatmungen „soll man als Laie nicht mehr durchführen“, weil die Pause zwischen den Druckimpulsen den Blutdruck immer wieder abfallen lasse, so Prof. Dr. Möllmann. Stattdessen sei Drücken angesagt, schwor auch Uwe Göbel von der Deutschen Herzstiftung die Anwesenden ein: „Und wenn wir einmal angefangen haben, drücken wir durch, bis der Rettungsdienst kommt.“
Auf diese Weise lassen sich auf Dortmunds Sportplätzen in Zukunft vielleicht Tragödien wie die um Patrick Ekeng verhindern. Eher hofft man, sich am Beispiel des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen orientieren zu können, der im Jahr 2021 wie Ekeng einen Herzstillstand auf dem Platz erlitt, nach erfolgreicher Reanimation am 16. Juni bei der EURO 2024 jedoch das 1:0 gegen Slowenien schoss.
Weitere Termine
Für alle weiteren Schulungstermine können sich interessierte Fußballvereine per E-Mail an sfb-defis@stadtdo.de anmelden. Die Termine finden am Donnerstag, 29. August, 26. September und 21. November statt und beginnen jeweils um 18 Uhr im Vereinsheim des FC Brünninghausen.
Eine aktuelle Terminübersicht findet sich auch auf der Homepage der Sport- und Freizeitbetriebe Dortmund (www.dortmund.de/gbsport).