Keine Frage, die BVB-Frauenteams befinden sich weiterhin mit Volldampf in der Spur. Von Niederlagen waren in der abgelaufenen Saison sowohl „Erste“ als auch „Zweite“ weit entfernt, die Aufstiege in Bezirks- sowie Landesliga wurden damit souverän realisiert.
Klar haben sich die Borussinnen der ersten Mannschaft mit der neuen Spielklasse auch auf neue sportliche Herausforderungen einzustellen. „In der Landesliga“, fasst Coach Tim Treude zusammen, „springt niemand mehr unter dem Ball her, und auch körperlich befinden sich alle Spielerinnen auf einem deutlich höheren, durchtrainierteren Level.“
Könnten die Borussinnen also im Laufe des nächsten Jahres womöglich eine neue Erfahrung machen: Die des allerersten liegen gelassenen Punkts? Das könne durchaus passieren, schätzt der Co-Trainer die nähere Zukunft ein. Das große Ziel allerdings verliert man bei den Schwarzgelben selbstverständlich nicht aus den Augen: Den Weg in Richtung Eliteklasse nach Möglichkeit weiter fortzusetzen, ohne zu stolpern.
Und auch abseits des Ligageschehens warten auf die BVB-Frauen einige Möglichkeiten, sich für gute Arbeit zu belohnen: Den Kreispokal zu verteidigen ist jedenfalls fester Vorsatz der Borussinnen, „und den Westfalenpokal“, erinnert Tim Treude, „gibt es schließlich auch noch. Da sind wir zuletzt im Viertelfinale knapp am VfL Bochum hängen geblieben und wollen beim nächsten Anlauf mindestens genauso weit kommen.“
Aber hat es das Team denn im Laufe der bisherigen Entwicklung geschafft, seinen Bezug zur zur Region zu wahren? Das, berichtet Treude, sei eindeutig gelungen und auch weiterhin der eigene Anspruch. „Gut die Hälfte unseres Kaders setzt sich immer noch aus der ‚Originalbesetzung‘ aus der Premierensaison zusammen, und auch der größere Anteil unserer Neuzugänge hat seine Wurzeln in Dortmund. Eine direkte Verbindung der Spielerinnen zu Stadt und Verein ist für uns nach wie vor von großer Bedeutung.“
Die 2023 ins Leben gerufene eigene U17-Abteilung dürfte dabei helfen können. Und was dem Männerteam recht ist, ist den BVB-Frauen selbstverständlich billig: Stammkräfte aus dem eigenen Nachwuchs in der „Ersten“ zu integrieren, bleibt das Bestreben der Verantwortlichen.
Danelle Tan ist in ihrer Heimat der Fußball-Shootingstar
Gleichzeitig streckt die Scouting-Abteilung ihre Fühler logischerweise in unterschiedliche Richtungen aus – und leitete so vor einigen Monaten mit dem Wechsel von Danelle Tan an den Rabenloh einen ziemlich spektakulären Transfer ein.
Mit dem Wechsel der 18-Jährigen nach Dortmund nämlich weiß der Club erstmals eine echte Nationalspielerin in seinen Reihen. Nicht nur hat die Mittelfeldspielerin bereits () Spiele im Nationaldress ihrer Heimat Singapur absolviert, sie konnte sich zudem einen Eintrag in die Sport-Geschichtsbücher – denn mit nicht einmal 15 Jahren gelang ihr als jüngster Spielerin ihres Landes aller Zeiten ein Treffer während eines Länderspiels.
Die Borussinnen sind bereits ihr zweiter europäischer Verein; im letzten Halbjahr lief Danelle für die London Bees auf, nachdem sie in Großbritanniens Hauptstadt zuvor ihren High-School-Abschluss gemacht und dort – mal wieder als erste Spielerin überhaupt – das Jungsteam der „Mill Hill School“ verstärkt hatte.
Unterdessen war die Borussen-„Zweigstelle“ in Singapur selbstverständlich auf das Talent aufmerksam geworden. Nach der ersten Kontaktaufnahme mit Svenja Schlenker im Dezember des letzten Jahres nahm die 18-Jährige zwei Monate später die Einladung zum Probetraining am Rabenloh gerne an und wurde sich mit den hiesigen Verantwortlichen schnell handelseinig. Hier vor Anker gegangen, schwärmt die Nachwuchskickerin im Gespräch mit unserer Redaktion nicht zuletzt von der überall spürbaren Begeisterung für König Fußball, wie sie sie aus ihrer Heimat nicht kennt. Gut, auch das wankelmütige Wetter hatte sie so nicht erwartet – aber schließlich kam dieser Juli ja auch fast wie ein verkappter April daher.
Der Entschluss, ihre bereits mit sechs Jahren erwachte Leidenschaft für das runde Leder zum Beruf zu machen, reifte bei der Kickerin erst nach und nach. Zumal, wie sie erzählt, erst einmal der Groschen fallen musste, dass man in Teilen der Welt durchaus als professionelle Fußballerin Geld verdienen kann. Etwa seit 2019 widmet Danelle sich diesem Traum nun mit Hingabe und Ehrgeiz. Auf dem Wochenplan etwa stehen derzeit nicht nur die Trainingseinheiten, sondern auch ein täglicher, fünfstündiger Sprachkurs in Düsseldorf. Aber wem es mit 17 Jahren gelingt, sich in einem gleichaltrigen Jungs-Team zu behaupten, dürfte ohnehin keine Probleme mit Disziplin haben.
„Als ich aufwuchs, war ich weder der Talentierteste noch der Schnellste. Ich glaube, ich habe sehr hart gearbeitet. […] Es geht darum, sich nicht mit weniger zufrieden zu geben,“ gab sie dann auch vor ein paar Monaten dem Online-Magazin „CNBC Make It“ zu Protokoll. Gibt’s denn zumindest irgendetwas, das ihre Selbstbeherrschung wanken lässt? Kurzes Nachdenken. „Vielleicht wirklich am ehesten Schokolade,“ lacht sie dann. „Wenn meine Mutter Ferrero Rocher gekauft hatte: Da musste ich manchmal schon sehr mit mir kämpfen!“ Ob sie auch diese Kämpfe in der Regel für sich entschieden hat? „Ach, das hängt davon ab,“ lacht Borussias Neuzugang. „Meistens schon. Aber nach Siegen oder nach guten Matches gönne ich mir auch hin und wieder mal ein bisschen.“
Insofern dürfte auch die Fanbase ihr in der kommenden Spielzeit sicherlich ein paar Portionen Süßigkeiten gönnen!