Julia Bockrath vom Frauenhaus Dortmund bezeichnet den 14. Februar 2025 als “historischen Tag in der Geschichte der Frauenrechte” – denn an diesem Freitag hat der Bundesrat das Gewalthilfegesetz veröffentlicht “und das bringt eine völlige Zeitenwende für unsere Arbeit”. So wurde der jährliche Flashmob “1 Billion Rising”, der traditionell eine Protestaktion darstellt, gestern gleichzeitig zu einer großen Party. Passend, denn mit allen Protestierenden zu tanzen hatte der Verein Frauen helfen Frauen ohnehin geplant.
Das neue Gewalthilfegesetz
“Geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt, insbesondere gegen Frauen, ist in Deutschland nach wie vor alltägliche Realität und zieht sich durch alle sozialen Schichten”, heißt es in einem entsprechenden Artikel auf der Internetseite der Bundesregierung. Und der Text nennt eine Zahl: Im Jahr 2023 sind in Deutschland 360 Mädchen und Frauen durch ihren Partner getötet worden. Das heißt im Klartext: fast jeden Tag findet hierzulande ein Femizid statt. Gleichzeitig fehlen in Nordrhein-Westfalen über 1.000 Plätze in Frauenhäusern, wie die AWO-Vorsitzende Anja Butschkau bei einer der Kundgebungen anlässlich des Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November verdeutlichte.
Solcherlei Missständen soll das neue Gesetz einen Riegel vorschieben. So sieht es die “Bereitstellung von ausreichenden, bedarfsgerechten und kostenfreien Schutz-, Beratungs- sowie Unterstützungsangeboten für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder” vor. Außerdem schreibt es “Maßnahmen zur Prävention”, Netzwerkarbeit innerhalb des Hilfesystems und eine Unterstützung desselben mit 2,6 Milliarden Euro bis 2036 vor.
Frauen helfen Frauen: “Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe”
Deutschland habe mit der Verabschiedung des Gewalthilfegesetz “einen bedeutenden und längst überfälligen Meilenstein erreicht”, konstatierte Lea Scheibe von Frauen helfen Frauen in ihrer gestrigen Ansprache vor der Reinoldikirche. Dennoch dürfe man sich nicht zurücklehnen: “Der Kampf gegen häusliche Gewalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.” Als ihre ganz persönliche Aufgabe betrachteten diesen wohl auch die Demonstrierenden, die zum Protestieren und Tanzen gekommen waren. Und eines verfehlten sie dabei in keinem Fall: Alle Menschen, die an diesem Nachmittag auf dem Westenhellweg unterwegs waren, auf die Probleme und auf das Ziel aufmerksam zu machen, Frauen nachhaltig vor häuslicher Gewalt zu schützen.