Gemeinschaftliches Wohnen liegen im Trend. Die „Fünften Dortmunder Wohnprojektetage“ am 14. und 17. September sind die ideale Gelegenheit, die vielen Facetten kennenzulernen. Ein Thema dabei, das auch in Dortmund an Fahrt aufnimmt: das inklusive Wohnen.
Wenn Kinder mit Handicap erwachsen werden, stellt sich für viele Eltern die Frage, wie es weitergehen kann. Viele bleiben bei den Eltern wohnen oder ziehen in stationäre Einrichtungen – und verlieren dabei den Kontakt zu Freunden aus der Schule, die weiter entfernt wohnen. In inklusiven Wohnprojekten können Menschen mit Handicap weitgehend selbstständig zusammenleben und ihre Pflege- und Betreuungsleistungen selbst bestimmen. Die Koordinierungsstelle „Gemeinschaftliche Wohnformen“ im Amt für Wohnen der Stadt Dortmund steht ihnen zur Seite.
Über ein inklusives Wohnprojekt in Entstehung berichtet das Videoporträt unter https://youtu.be/ePH4ch3o1Q0?si=T9rhcpFR_hgbj9FB
Gemeinsam Wohnen – ein Heimspiel
In Hörde hat sich im Jahr 2020 das Projekt „Heimspiel“ gegründet, bei dem schon in der Planung die neuesten Erkenntnisse über gemeinschaftliches Wohnen berücksichtigt wurden. Acht junge Erwachsene mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Fähigkeiten leben hier zusammen. Kennengelernt und angefreundet haben sie sich in der Christopherus-Schule, einer Waldorf-Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Partnerin für die ambulante Betreuung der jungen Erwachsenen ist das Diakonische Werk Dortmund und Lünen gGmbH – Soziale Dienste Wohn- und Alltagsassistenz.
„Eine Stiftung hat unser Wohnprojekt mit uns gemeinsam umgesetzt. Mit Hilfe der Stadt Dortmund konnten wir an öffentliche Fördermittel kommen, und dann kam noch ein großartiger Zuschuss der Aktion Mensch dazu“, berichtet Detlef Harms, der Vorsitzende des Vereins „Zusammenspiel Phoenix“, den die Eltern für das Projekt gegründet haben. Der Name „Heimspiel“ hat natürlich mit dem BVB zu tun, von dem alle Jugendlichen Fans sind. Wichtig waren den Jugendlichen gemeinsame Bereiche, aber auch die Möglichkeit des privaten Rückzugs. Dafür haben sie jetzt eine Gesamtwohnfläche von 400 qm, davon allein 135 qm im gemeinschaftlichen Erdgeschoss.“
Ein Schub in Richtung Selbstständigkeit
Für die jungen Erwachsenen war der Umzug ein Schub in Richtung Selbstständigkeit, den die überraschten Eltern gar nicht von ihren „Kindern“ erwartet hatten. „Wir waren plötzlich abgemeldet, nur noch zu Besuch und mussten etwas ganz Neues lernen: Loszulassen“, erinnert sich Detlef Harms. Heute sind sie dankbar und stolz auf ihr Projekt.
Das alles hat die Elterninitiative des Projektes „Wohnen ohne Handicap“ (WOH) noch vor sich. Den Namen haben sie ganz bewusst gewählt, denn es geht ihnen darum, das Wohnen und Leben so einfach wie nur möglich für ihre schwerst mehrfachbehinderten Kinder zu planen. Beratung bekamen sie auch vom Vorgänger-Projekt „Heimspiel“.
Partner bei „Wohnen ohne Handicap“ ist die Lebenshilfe, denn ohne permanente Betreuung und Pflege würde es nicht funktionieren. Das Projekt ist gerade mitten im Bau. Noch ein halbes Jahr etwa, dann wird ein ehemaliges Gemeindehaus in Sölderholz zum neuen Domizil für acht junge Menschen. „Die Stadt Dortmund hat uns sehr geholfen. Viele Ideen der Stadt haben wir hier umgesetzt. Es war viel Aufwand, aber jetzt könnten wir eine Anleitung für andere schreiben und das Buch würde ein Bestseller“, sagt André Ziehe, dessen Tochter Maira in Sölderholz einziehen wird.
Zwölf Wohnprojekte öffnen ihre Türen
„Das ist eine ganz tolle Entwicklung, von der wir gerne möchten, dass sie sich noch mehr verbreitet“, sagt Anja Laubrock, die Leiterin des Amts für Wohnen. „Alle profitieren davon: die Jugendlichen, die Eltern und die Gesellschaft insgesamt. Es ist schön zu sehen, wie glücklich die jungen Menschen in den Projekten miteinander leben. Und deshalb geben wir neuen Interessierten auch so viel Unterstützung, wie wir können.“
Das Amt für Wohnen hat seine Koordinierungsstelle im letzten Jahr organisatorisch neu aufgestellt. Ein Schwerpunkt ist, Menschen zusammenzubringen, die den Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen verfolgen – ob Mehrgenerationenwohnen oder Inklusives Wohnen.
Dazu dienen auch die 5. Dortmunder Wohnprojektetage: Bei einer Info-Veranstaltung am 14. September in der Berswordt-Halle stellen sich Projekte, Vereine und Initiativen vor. Am Sonntag, 17. September, öffnen 12 Wohnprojekte ihre Türen und laden am zu einem Besuch ein. Denn die Projekte unterstützen sich auch gegenseitig und stehen Nachahmer*innen gern mit Rat und Tat zur Seite.
Ausführliche Infos zu den 5. Dortmunder Wohnprojektetagen unter diesem Link.