Eines ist Gift für die Motivation: Wenn Jugendliche im Klassenraum sitzen und sich denken: „Wofür lerne ich das eigentlich alles?“ Wenn sie aber eine Rückmeldung zu dieser Frage bekommen, eröffnet sich vielleicht eine Perspektive, die das Lernen erleichtert. Das ist nur eines der Ziele, die Anja du Maire vom Regionalen Bildungsbüro verfolgt, wenn sie in ganz Dortmund in Zusammenarbeit mit der IHK Bildungspartnerschaften koordiniert. Anfang September wurden in Hörde gleich zwei solcher Vereinbarungen geschlossen.
Das Immanuel-Kant-Gymnasium und Albonair
Bereits im letzten Jahr hatte Thorsten Ruby von Albonair die Bildungspartnerschaft zwischen seinem in der Abgasreinigung tätigen Unternehmen mit Sitz auf Phoenix-West und dem Immanuel-Kant-Gymnasium langsam anlaufen lassen. In einer Videokonferenz verhandelte er mit den Jugendlichen die Frage, „was einen als Versuchsingenieur erwarten würde“. So erhielten sie ein Beispiel dafür, wie der Technik- und Informatikunterricht, den die Schule verstärkt anbietet, sich auf ihren beruflichen Werdegang ausüben könnte. Letztendlich bin vielleicht „ich derjenige, der diese Anlage weiterentwickelt“, weil ich nämlich in der Lage bin, Antworten zu finden auf Fragen wie: „Wie wird die Fertigungsanlage aufgebaut? Wie kann ich Prozesse optimieren?“, macht Albonair-Geschäftsführer Dr. Georg Hüthwohl die Vorteile konkret, die die Schüler*innen ab der achten Klasse aus der Bildungspartnerschaft ziehen können.
Die Idee der Bildungspartnerschaft
Noch konkreter wird es, wenn es um die Tagespraktika, Betriebspraktika und Berufsfelderkundungen geht, die fest zum Konzept der Bildungspartnerschaft gehören. Auf diese Weise können die Jugendlichen mit eigenen Augen „sehen, wofür sie den ganzen Kram eigentlich lernen“, so Bildungspartnerschafts-Koordinatorin du Maire. Wer besonders tief einsteigt, erfährt vielleicht sogar, so Dr. Hüthwohl, „wie man seine Funktion findet und wie man sich darin selbst verwirklichen kann“, trotz der nicht zu verleugnenden Hierarchien. Umgekehrt besuchen die Fachkräfte zu vereinbarten Terminen die Schule, um zu einzelnen Themen mit den Schüler*innen in den Austausch zu gehen.
Das Phoenix-Gymnasium und Amprion
Wird die Bildungspartnerschaft von beiden Seiten gepflegt, kann nach einigen Jahren gegebenenfalls der ein oder andere Ausbildungsvertrag geschlossen werden. „Für uns senkt das natürlich auch die Schwelle bei der Auswahlentscheidung“, sagt Matthias Kulla, Ausbildungsleiter beim Übertragungsnetzbetreiber Amprion, dem zweiten Hörder Unternehmen, das Anfang September eine Bildungspartnerschaft geschlossen hat. Hier heißt der neue Kooperationspartner Phoenix-Gymnasium. Auch Tina Bachmann, die sich mit ihrer Kollegin Frauke Walkenhorst im Bereich der beruflichen Orientierung an der Schule engagiert, betont, wie wichtig es auch aus Perspektive der Schüler*innen sei, Hemmungen abzubauen.
Grundsätzlich sei das Ziel einer jeden Bildungspartnerschaft, eine „Win-win-Situation“ zu schaffen, so du Maire. Ausbildungsleiter Kulla bringt es auf den Punkt: „Die Schule kann’s nicht alleine richten, die Politik kann’s nicht alleine richten, die IHK kann’s nicht alleine richten und die Unternehmen auch nicht.“ Nicht umsonst haben auch die Konrad-von-der-Mark-Schule, die Marie-Reinders-Realschule und das Goethe-Gymnasium bereits etliche Bildungspartnerschaften mit lokalen Unternehmen geschlossen.