„Uns gehört die Straße“ – unter diesem Motto gehen am Kidical-Mass-Aktionswochenende mehrere zehntausend Kinder, Jugendliche und Familien auf die Straße. Auch in Dortmund startet am 24. September die Kidical Mass als bunte Familien-Fahrrad-Demo. Mit der Forderung nach sicheren Wegen und selbstständiger Mobilität für Kinder und Jugendliche setzt sie ein Zeichen für eine lebenswerte Stadt.
„Wir treffen uns am Sonntag um 14:00 Uhr auf dem Hansaplatz“, sagt Darius Silski von der Fahrradinitiative Aufbruch Fahrrad Dortmund, die die Kidical Mass organisiert. „Mit hunderten Kindern und ganz viel Spaß und Musik fahren wir dann mit Polizeibegleitung und Blaulicht über den Wallring und über die großen Straßen der Stadt, auf denen Kinder sonst nicht sicher Fahrrad fahren können“, erklärt Silski. Aufbruch Fahrrad Dortmund will damit deutlich machen, dass Dortmund viel kinder- und fahrradfreundlicher werden muss. Ziel der Fahrt ist der Hoeschpark, wo es viel Platz zum Spielen und Toben gibt.
Die Kidical Mass macht nicht nur großen Spaß, sondern sie hat auch einen ernsten Hintergrund. „Wir wollen, dass die Radverkehrsplanung in Dortmund eine Kehrtwende um 180 Grad vollzieht und künftig ein zehnjähriges Kind zum Maßstab der Planung macht“, sagt Silski. Denn Radwege, die für ein zehnjähriges Kind geeignet seien, seien auch für alle anderen sicher und gut zu befahren.
Bisher sei viel zu oft das genaue Gegenteil der Fall. Ein Beispiel sei der geplante Umbau der Saarlandstraße. „Die Saarlandstraße ist eine stark befahrene Hauptstraße, auf der täglich 13.500 Autos fahren“, sagt Silski. Trotzdem plane die Stadt einen Umbau ohne einen Radweg. Kinder, Ältere und alle anderen müssten dort künftig zwischen Autos, Lastwagen und Bussen auf der Fahrbahn fahren, statt sich auf einem sicheren Radweg bewegen zu können.
„Es ist schwer zu glauben, dass man im Jahr 2023 überhaupt auf die Idee kommen kann, eine stark befahrene Hauptstraße ohne Radweg zu planen“, sagt Peter Fricke von Aufbruch Fahrrad Dortmund. Natürlich brauche ein guter und sicherer Radweg eine gewisse Fläche. „Aber wenn der Platz für einen Radweg im Augenblick noch nicht vorhanden ist, dann muss man den Platz der Straße eben gerecht verteilen“, sagt Fricke.
Um das Thema Platz geht es auch bei einer besonderen Aktion während der Kidical Mass. Bei einem Zwischenstopp wird die riesige Kreuzung am Ostentor zur größten Kreidemalfläche Dortmunds. „Wir bemalen die Kreuzung mit Kreide und verwandeln grauen Asphalt in bunte Farben, um ganz anschaulich zu zeigen, wie viel Platz der Autoverkehr in der Stadt verbraucht“, erklärt Fricke und ergänzt: „Das ist Platz, den man für viel schönere Dinge nutzen könnte.“
Ein Verkehrschaos wird es aber nicht geben. „Wenn die Kreuzung nach einer Viertelstunde schön bunt ist, sind wir auch schon wieder weg“, sagt Fricke. Aber die Zeichnungen blieben und erinnerten die Menschen daran, dass man den Platz in der Stadt auch ganz anders nutzen könnte.