Romane über Fußball, in leicht satirischem Ton verfasst, gibt es nicht erst seit Nick Hornby. Oder seit Frank Goosen. Und es überrascht kaum, dass dieses Genre beinahe eine rein britische Angelegenheit ist: Jenseits des Ärmelkanals war der Nationalsport eben schon früh tatsächlich eine Art Ersatz-Religion.
Auch J. L. Carrs Buch „Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten“ gehört in die Rubrik der schräg-humorvollen Geschichten rund ums rollende Leder und ist mit exakt 50 Jahren auf dem Buckel mittlerweile ein echter Klassiker.
Auch der Tonfall des Werks ist im besten Sinne englisch und präsentiert den Lesern auf 190 Seiten in gleichzeitig warmherzigem und leicht spöttischem Tonfall ein ganzes Team schrulliger Gestalten. Wie auch sonst: Schließlich dreht sich alles um ein vergessenes Nest im Hochmoor von Yorkshire und dessen Traum von einer erfolgreichen Kicker-Truppe. Dass der Traum dann derart fulminant Realität wird und dem Dorf – siehe Titel – sogar den FA-Cup beschert, ging sicherlich auch in den 1970ern schon als Märchenerzählung durch. Na und?
Ein wenig ist es, als hätte der Autor sich ein Inspektor-Barnaby-Szenario geschnappt, allerdings fast sämtliches Idyll abgezogen und mit reichlich Comedy nachgewürzt. Seinen Landsleuten mutet Carr dabei mit seinen Beschreibungen vom regnerischen englischen Hinterland und seinen Industriestandorten mitunter einiges zu. Aufgefangen allerdings werden die Leser wie auch die Protagonisten durch die Freundschaft dieses merkwürdigen Trüppchens, das sich mit viel Teamgeist und Schlitzohrigkeit seinen Weg aus der Alltags-Trübsinnigkeit bahnt. Dabei gelingt es dem Autor, die unterschiedlichsten Charaktere vom religiösen Fanatiker über die umtriebige Nachwuchs-Journalistin bis hin zum Schulleiter und Fußball-Strategen glaubhaft zum Leben zu erwecken.
Festhalten allerdings können die Steeple Sinderby Wanderers am Ende Glück und Erfolg nicht, nach dem großen Coup dreht sich die Welt weiter und verteilt die Hauptdarsteller in alle Himmelsrichtungen. Ihren hart erarbeiteten Triumph aber kann ihnen niemand mehr nehmen, oder um mit den Worten des Erzählers im Buch zu erläutern, „warum außergewöhnliche Dinge geschehen“: „Es läuft alles auf diese eine Sache hinaus: SIE WAREN DA.“
Wer also ein wirklich komisches Buch über die gemeinschaftsstiftende Wirkung von Fußball lesen möchte, in dem auch Nachdenklichkeit nicht zu kurz kommt: J. L. Carrs „Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten“ dürfte zu seinem „goldenen“ Erscheinungsjubiläum eine gute Wahl sein.
Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten, J. L. Carr, Dumont, 191 S., 14,00 €

















