Texte spielen im Buch „Football Styler“ definitiv eine Nebenrolle, aber seit wann benötigt Stil viele Worte? Sportliche Meriten schrumpfen auf den knapp 280 Buchseiten somit ebenso zu Nebengeräuschen wie Titelgewinne. Stattdessen interessiert Thomas Lötz ausschließlich eines: Welche Kicker – und auch welche Fans – der letzten etwa 60 Jahre hinterließen Spuren über den Sport hinaus, indem sie als „Typen“ wahrgenommen wurden, Trends setzten und gewissermaßen ihre eigene Marke kreierten?
Eine Marke, die mal für Poster und die Titelseiten von Illustrierten taugte und mal schon zu ihrer Zeit Maßstäbe in Schrulligkeit oder – wie man heute sagen würde – unter dem Stichwort „Nerd“ setzte.
Dass dem ultimativen Fußball-Posterboy der späten 1960er, George Best, ebenso ein ganzes Kapitel gewidmet ist wie seiner deutschen Antwort Günter Netzer, versteht sich im Grunde von selbst. Und auch PR-Schwergewicht David Beckham, dessen fußballerische Leistungen ja schon zu aktiven Zeiten mitunter wie ein Nebenjob wirkten, bekommt seinen angemessenen Raum.
Ein weiteres „Football Styler“-Kapitel gehört den Rauchern: Was Urgesteine wie César Luis Menotti oder Ernst Happel auf der Trainerbank und am Spielfeldrand noch als Grundnahrungsmittel interpretierten, ist heute aus sehr nachvollziehbaren Gründen von den Ernährungsplänen verschwunden – aber rein fotografisch hatte das was.
Dann das Thema Autos: Jede Menge 70er-Jahre-Koteletten, Vehikel wie aus alten James-Bond-Streifen inkl. den Kickern, die sich lässig an den Kotflügel lehnen oder sich aus Coolness-Gründen (Sepp Maier!) gleich mal auf der Motorhaube fläzen.
Gut, nicht alle neben ihren Fahrzeugen posierenden Protagonisten kommen vor der Kamera gleichermaßen zeitlos rüber, aber dafür waren wohl insbesondere die 1980er in puncto Mode auch zu speziell. Den damaligen Zeitgeist allerdings kann man womöglich kaum besser einfangen als Michael Rummenigge in weißen Socken und Lacoste-Hemd, und auch Toni Schumacher ist neben seinem getuneten und maximal verspoilerten weißen Opel Kadett ein waschechtes Kind der Epoche.
Die schrägen und die coolen Momente wechseln sich also ab auf Thomas Lötz‘ kleiner Stil-Zeitreise, beliebig allerdings wirkt das Buch nie. Und obwohl es im Fußball letztlich auf andere Sachen ankommt: Sich mal 284 Seiten lang in der Schnittmenge von Fußball und Lebensgefühl zu bewegen, hat etwas ausgesprochen Kurzweiliges. Denn was wäre der Sport ganz ohne seine „Styler“?
Football Styler, Thomas Lötz (Hrsg.), Spielmacher, 288 S., 19,80 €

















