„Bin ich technisch interessiert oder habe ich meine Stärken im sozialen oder vielleicht im kaufmännischen Bereich?“ In der zehnten Klasse, wenn es für viele Jugendliche an die Bewerbungen für Ausbildungsstellen geht, sollen die Schüler:innen der Marie-Reinders-Realschule diese Frage für sich beantworten können, so Harald Hofmann. Als eine von drei verantwortlichen Lehkräften der Schule an der Hochofenstraße hat er eine Weiterbildung absolviert, um die Jugendlichen optimal bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Der jährliche Handwerkstag in den siebten Jahrgängen bildet einen Baustein des Konzeptes. Erneut waren am heutigen Montag diverse Handwerksbetriebe an der Hochofenstraße vor Ort, um den jungen Menschen ihre jeweilige Profession näherzubringen.
So lernten die Schüler:innen in der Küche bei Overkamp, ein Gericht aus Gemüseröstis, Brokkoli und Kräuterquark zu kochen und bei Grobe-Bezirksleiter Sven Tönnes buken sie Plätzchen: „Aus dem restlichen Teig konnten sie ein bisschen frei kreieren.“ Gemeinsam mit dem Meisterbetrieb Ritterswürden pflegten sie die Grünflächen auf ihrem Schulhof, bei der Dachdecker-Innung schlugen sie Herzen aus Schieferstücken und die KFZ-Innung brachte ihnen nahe, wie sie einen Autoreifen wechseln. Eigene Schulschilder entwarfen sie unter der Begleitung von Maler Drewes und mit der Luis Opländer GmbH bauten sie Lampen aus Rohrstücken. Außerdem schnupperten sie in das Friseurhandwerk, die Metalltechnik, die Gebäudetechnik, die Elektrotechnik und die Schienentechnik hinein. Das Arbeiten mit Textilien zeigten ihnen ausnahmsweise Lehrkräfte der Schule.
Das Konzept der Berufsorientierung
Bereits in der sechsten Klasse beginnt die Marie-Reinders-Realschule damit, Kindern verschiedene Lebens- und Arbeitsbereiche offenzulegen. So lernen sie am jährlichen Hauswirtschaftstag unter anderem, zu kochen, die Wäche zu machen oder einen Fahrradreifen zu flicken. Auf den Handwerkstag in Stufe Sieben folgt dann in der achten Klasse das Lebensplanungsseminar mit einem Technikpraktikum für die Mädchen und einem Sozialpraktikum für die Jungen. Auf diese Weise finden die Schüler:innen optimalerweise heraus, wo sie sich für das große Praktikum in Jahrgang Neun bewerben wollen, so Hofmann. Aus Erfahrung weiß er, dass einige Jugendliche über diesen Prozess an sich selbst „Talente finden, von denen sie vielleicht noch gar nicht wussten, dass sie sie haben“. Ziel sei es in jedem Fall, den jungen Menschen „einen sinnvollen Anschluss“ in das Berufsleben zu ermöglichen.