Fast 25 Jahre lang war Jürgen Heinrich Bezirksdienstbeamter in Hörde. Heute hat er seinen letzten Arbeitstag, bevor er in den Ruhestand geht. Zum Abschied hat er uns ein bisschen von der Arbeit erzählt.
Hallo Herr Heinrich, wie kam es denn, dass Sie nach Hörde gekommen sind?
Ich wohne in Aplerbeck und wollte nicht im eigenen Wohnort bei der Polizei tätig sein. Ich bin nach der Polizeischule ein Jahr in Düsseldorf gewesen: Objektschutz am Flughafen. Dann war es mein Wunsch, in Dortmund nach Hörde zu kommen. Hörde gefällt mir als Stadtteil und mein Vater war schon in Hörde, meine Schwester war hier in der Schule, ich hatte Verbindungen nach Hörde, der Weg war nicht ganz so weit.
Wie kommen Sie hierher?
Mit dem Fahrrad, seit über 20 Jahren, auch im Winter übrigens.
Bewegen Sie sich auch innerhalb Hördes mit dem Fahrrad?
Wenn es die Zeit und auch die Witterung zulässt. Auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Weg zurück ist es nicht ganz so schlimm, wenn ich nass werde, da kann ich mich umziehen, das ist der Vorteil einer Uniform. Bis zum Feierabend ist wieder alles trocken.
Welcher Bereich ist denn Ihr Zuständigkeitsbereich?
Der Clarenberg vornehmlich. Das heißt, der Bereich geht bis zur Zillestraße, An der Goymark bis zur Gildenstraße, bis zur Berghoferstraße und bis zur Bahnlinie.
Was ist denn das Besondere an dem Bereich?
Der Clarenberg hat nach wie vor einen schlechten Ruf und ist nicht schlecht. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass dafür, dass da sehr viele Leute unterschiedlichster Nationalitäten zusammenwohnen, das eigentlich ein Ort der Glückseligkeit ist. Er hat aber leider überall noch den Ruf: „Oh, Clarenberg? Dafür bist du zuständig? Um Gottes Willen!“ Ist nicht der Fall. Man kann da durchgehen, man wird offen und ehrlich aufgenommen und die Leute sind freundlich und zuvorkommend.
Was war dort Ihre Aufgabe?
Wir sind ja für viele Sachen zuständig: Neben Haftbefehlen, Vorführungen und Präsenz, natürlich auch Nachsorge nach Wohnungseinbrüchen oder auch schonmal Veranstaltungen zum Thema Trickdiebstahl oder das Aufklären älterer Leute, wo Gefahren drohen, machen wir unter anderem auch Verkehrssicherung, das heißt, wir üben mit Kindern aus Kindergärten und Schulen den Straßenverkehr.
An welchen Einrichtungen haben Sie das gemacht?
Ich bin für die Brücherhof- und für die Stiftgrundschule zuständig und für zwei Kindergärten: Der AWO Kindergarten Am Bruchheck und der am Clarenberg – FABIDO. Da machen wir das für gewöhnlich so, dass die Kinder, bevor sie in die Schule kommen, also im letzten Kindergartenjahr und im ersten Schuljahr, Grundübungen im Straßenverkehr machen, um sie auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam zu machen.
Ich habe gelesen, Sie hatten einen ganz besonderen Trick, Erwachsenen zu zeigen, wie die Kinder den Verkehr wahrnehmen.
Das war mehr oder weniger Zufall. Es gibt ja einige – ich möchte mal sagen – Unbelehrbare oder Beratungsresistente. Und da war ein Herr partout nicht damit einverstanden, obwohl er im Halteverbot stand, im Einmündungsbereich, dass er da nicht stehen durfte. Und deswegen hatte ich ihn mal gebeten, mal in die Hocke zu gehen. Da hat er gesagt: „Warum soll ich das machen?“ Ich sage: „Machen Sie einfach mal.“ Er hat es dann auch widerwillig gemacht und ich sage: „Können Sie jetzt sehen, ob da um die Ecke ein Auto kommt? Die Kinder können es nämlich nicht sehen.“
Was haben Sie denn am liebsten gemacht?
Das sind schon die Aufgaben, die Spaß gemacht haben, weil Kinder ja immer sehr impulsiv sind und für die ist ja der Straßenverkehr ja noch Abenteuer. Einige gehen zum ersten Mal allein über die Straße, weil sie sonst von ihren Eltern am besten bis in die Schule, in die Klasse hineingefahren werden. Und wir erlernen das gemeinsam, wie man die Straße überquert, und dann gehen die tatsächlich das erste Mal allein über die Straße.
Können Sie mir einen typischen Arbeitsalltag schildern?
Wenn wir Frühdienst haben, ist es meistens so, dass wir kurz die Einsatzberichte lesen, was sich in den Bereichen jeweils getan hat. Dann bin ich rausgegangen, rausgefahren, habe mich an den beiden Schulen aufgehalten, bis die ersten Klassen angefangen haben. Ich hatte den Vorteil, dass die Stiftgrundschule früher angefangen hat als die Brücherhofgrundschule, das heißt, ich konnte beide Schulen nacheinander zu Fuß erreichen. Danach haben wir uns um Präsenz gekümmert und wie gesagt: Haftbefehle, Aufenthaltsermittlungen oder sonstiges, was noch zu erledigen ist.
Welchen Themen haben Sie denn jenseits der Verkehrserziehung besonders beschäftigt?
Das sind Delikte zum Nachteil von älteren Leuten. Das ist schon eine Dreistigkeit, dass ältere Leute, die finanziell möglicherweise nicht so dicke sind und vielleicht noch Gelder beiseite geschafft haben für ihre Kinder oder Enkelkinder, dann noch um ihre Sachen betrogen werden.
Und jetzt gehen Sie in den Ruhestand. Wie geht es Ihnen damit?
Super! Alles hat natürlich zwei Seiten. Die Fahrt von und zur Arbeit werde ich schon vermissen, weil ich einen schönen Arbeitsweg habe. Ich fahre am Phoenix See lang, da ist noch nicht viel los morgens und nachmittags auch nicht – oder abends, wenn ich Spätdienst habe. Und die Kinder vermisse ich sicherlich auch, aber ich habe natürlich ein Privatleben. Ich habe einen kleinen Garten, eine tolle Familie und vier bezaubernde Enkelkinder und ich denke, da wird keine Langeweile aufkommen.