„Wenn man versucht, über den Tellerrand zu gucken, trifft man sehr schnell auf Abwehr“. Fördersummen für Projekte in der Arbeit mit Geflüchteten abzurufen, die nicht in die exakt vorgezeichneten Schemata passen, ist Ulrich Piechotas tägliche Arbeit.
Als Fachbereichskoordinator für die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen beim Sozialamt ist er zuständig für „lokal willkommen“. Da öffentliche Gelder sehr schwer zugänglich sind, tritt das Integrationsnetzwerk als Vermittler von Spenden auf. So überweist die Sparkasse Dortmund regelmäßig Summen an das „lokal willkommen“-Konto.
Anfang März nun erhielt der Hörder Verein CHANCENGLEICH in Europa Am Heedbrink 6.000 Euro aus diesem Topf für seine Bildungsarbeit mit Geflüchteten und Zugewanderten rund um den Hörder Neumarkt und darüber hinaus.
„Letztes Jahr war es ein bisschen kritisch, ob wir weitermachen können“, erzählt Ingibjörg Pétursdóttir als Geschäftsführerin des Vereins. Kürzlich hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) dann eine umfangreiche Förderung des aktuellen Projekts „Vielfalt gemeinsam sichtbar machen. Potenziale individuell heben“ zugesagt (http://bit.ly/33dtPDD), die den Verein für die nächsten drei Jahre auf sichere Füße stellte – fast. Denn die Förderung des BAMF ist an Eigenmittel geknüpft, die zusätzlich eingebracht werden müssen. Aber woher 6.000 Euro nehmen?
Da kam die Überzeugung der Sparkasse Dortmund gerade recht. „Wenn wir die Menschen hier integrieren wollen, müssen wir sie willkommen heißen. Dann können wir die, die das machen, nicht im Regen stehen lassen. Das Entscheidende ist das Engagement der Menschen, die dahinter stehen“, begründet Sparkassendirektor Klaus Steenweg die Spende seines Unternehmens sehr eindeutig.
Als Enkel eines zugewanderten Niederländers weiß Steenweg sehr genau, wie wichtig es ist, die Sprache des Landes zu sprechen, in dem man lebt. Auch aus persönlicher Perspektive schätzt er daher gerade die Sprachkurse, die CHANCENGLEICH in Europa niedrigschwellig anbietet. Besonders das kommunikative Format hält Piechota für zielführend. Aber auch die Digitalkurse werden sehr gut angenommen. Plante der Verein, siebzig Menschen zu erreichen, so gingen etwa zweihundert Anmeldungen ein.
Formulieren die Menschen, die sich an CHANCENGLEICH wenden, Belange, die der Verein nicht lösen kann, vermittelt er an „lokal willkommen“. Und auch umgekehrt weist das Integrationsnetzwerk auf die Angebote Am Heedbrink hin. „Da haben wir einen engen Schulterschluss mit CHANCENGLEICH“, sagt Andreas Schmitz-Grenda von „lokal willkommen“. Nicht nur ähnliche Öffnungszeiten ermöglichen eine enge Zusammenarbeit.
Da nun auch der Eigenanteil gesichert ist, kann CHANCENGLEICH in Europa beruhigt das „Hörder Zentrum für Vielfalt“ eröffnen. Waren die Feierlichkeiten ursprünglich für den 25. März geplant, so ist in Anbetracht der Corona-Krise derzeit jedoch noch offen, wann die Eröffnung stattfinden wird.