Eigentlich ist sie „mehr die Legofrau“. Doch mit der Aufgabe betraut, ein herrschaftliches Puppenhaus in den Räumen des Hörder Heimatmuseums aufzubauen, das die Söhne der ursprünglichen Innenarchitektin dem Heimatverein im vergangenen Jahr überließen, hatte Andrea Brücher „einen ganzen Nachmittag Spaß“.
Eine Rekonstruktion der Kindheit
Anhand von Fotos rekonstruierte sie Küche, Esszimmer und Waschkeller inklusive der Bediensteten und natürlich der Herrschaften selbst. Auch ein Musik- ein Wohn- und ein Schlafzimmer zeigen, wie es in Steins „Kindheit mal war“, vermutet Raimund Schroeder, der zusammen mit Andreas Brücher die Gegenheiten im Museum so angepasst hat, dass das Puppenhaus angemessen präsentiert werden kann.
Auch Andrea Brücher erkennt in Einrichtung und Ausstattung vorrangig die Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Nur „die Badezimmer-Dame“ in ihrer pink- und goldfarbenen Umgebung passt ihrer Ansicht nach eher in die Fünfziger, „aber sie ist einfach süß“, weshalb sie ihr dennoch den Platz im zweiten Obergeschoss unter dem Dach eingeräumt hat.
Beschriftete Bücher und bewegliche Haushaltsgeräte
Ursprünglich stand dieses hochherrschaftliche Miniaturhaus auf dem Höchsten im Haus des Brauerei-Magnaten Karl Stein. Seine Frau Elfriede habe ihm „den Rücken freigehalten“, weshalb sie keine Zeit dafür gefunden habe, ihr langersehntes Puppenhaus einzurichten, wie der Hörder Heimatverein in einer Pressemitteilung schreibt: „Nach einem Jahr Trauer nach dem Tod ihres Mannes begann sie 2009 als 89-Jährige, sich den großen Kindheitstraum zu erfüllen.“
Auffällig sind im Ergebnis vor allem die Details. So hängt im Schlafzimmer tatsächlich ein Hochzeitsfoto der Steins. Besonders beeindruckt zeigt sich Andrea Brücher von einer Bibel und einem Märchenbuch: „Ja, Großmutter was hast du für große Ohren. Das ist eindeutig der richtige Text darin.“ Eine Zeitung in Miniaturformat zwischen die Finger nehmend stellt sie fest: „Das ist eine amerikanische Zeitung“, lautet die erste Headline, die ihr ins Auge springt, doch: „Kennedy is killed“. „Sie können alles bewegen“, zeigt sich die Erzieherin erfreut und dreht an der Kurbel der handbetriebenen Waschmaschine.
„Die Details sind ja unheimlich“, findet auch Bernhard Finkeldei vom Hörder Heimatverein. Er nimmt einen Weihnachtsbaum zur Hand, der an die Hausbeleuchtung angeschlossen werden kann: „Ist der nicht herzallerliebst?“ Schroeder hingegen findet: „Das besonders Schöne daran sind die filigranen Möbelstücke.“ So finden die Mitglieder der Vereins ihre favorisierten Stücke in diesem Haus im Haus. Nun hoffen sie, auch die Burgtüren bald wieder öffnen zu können, damit sich alle Interessierten an dem neuen Stück erfreuen können.