„Wenn das Lachen aufhört, ist alles vorbei“, ist Günter Rückert überzeugt. Gerade „in dieser Zeit von Corona und Krieg“ seien die Menschen darauf geradezu angewiesen. Für den Autor und ehemaligen Regisseur des Geierabends ist das ein Grund mehr, seine „hauptsächlich lustigen“ Malereien nun im Wohnzimmer im Piepenstock auszustellen. Doch bei der Vernissage Anfang April ließ Schauspieler und Wohnzimmer-Inhaber Marco Rudolph das Publikum außerdem in Rückerts neueste und noch unveröffentlichte Kurzgeschichten aus dem Kohlenpott hineinhören.
Der „Wesenskern der Dinge“
„Meine Erinnerungen fangen in Dortmund an“, erzählt Rückert – und aus Dortmund stammen auch seine literarischen Stoffe und künstlerischen Motive. Es ist eine Tapas-Bar in Eving, von der aus er gern die U-Bahn-Haltestelle beobachtet, denn unter den dort Aus- und Einsteigenden findet sich immer jemand, deren oder dessen Antlitz es sich zu skizzieren lohnt. Auf diese Weise sammelt er diverse Gesichter und einige schaffen es „mit karikaturistischer Überhöhung und Übertreibung“ auf seine Leinwände. Nur so lässt sich der „Wesenskern der Dinge“ herausarbeiten, sagt Rückert grinsend.
In diesem Sinne widmet er sich „auch gerne anthropomorphen Figuren, also einer Mischung aus Mensch und Tier“. Konsequenterweise prangt im Rahmen der Vernissage der „Kampfhase“ an der Bühnenrückwand – mit menschlichem Waschbrettbauch und Hasenkopf, passend zum Osterfest, wie eine Besucherin lachend feststellt.
Ein „Versuchsballon“ für Literatur und bildende Kunst
Seine langen Ohren auf die Bühne richtend lauscht der Kampfhase so den autobiografischen Literaturen seines Schöpfers. Im tiefen Dortmunder Westen verortet erklingen diese lsut Rückert „witzig und satirisch“ in echtem Zungenschlag des Ruhrgebiets, „aber es wird auch die Härte erzählt“, die Rückert als Kind einer Bergmannsfamilie rund um die Zeche Germania am eigenen Leib zu spüren bekam.
Perspektivisch plant der Autor eine autobiografische Sammlung seiner Kurzbelletristik. Bislang jedoch sind es einzelne Geschichten, die Rückert beziehungsweise Rudolph dem Publikum an diesem ersten Aprilsonntag präsentierte. So nutzte er das Wohnzimmer im Piepenstock als „Versuchsballon“. Auch seine „neuen Bilder, die auch noch keiner gesehen hat“, sind nun erstmalig für Interessierte zugänglich – „in `ner Kneipe, so wie es anfing“, bevor Rückert sich vor 37 Jahren als Grafiker, Zeichner und Maler selbständig machte.