Nach einem Jahrhundert voller Erinnerungen und Fotografien wird Marion Hüppe am 15. Juli ihre Ladentüren zum letzten Mal öffnen. Das renommierte Fotofachgeschäft an der Hermannstraße, das Generationen von Kunden bedient hat, steht vor dem Aus. „Bis dahin möchte ich so gut wie alles ausverkaufen“, sagt die Inhaberin mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme.
In einer Welt, in der Smartphones zum ständigen Begleiter geworden sind und digitale Bilder im Handumdrehen erstellt und geteilt werden können, hat das traditionelle Fotofachgeschäft mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Marion Hüppe beobachtet, wie immer weniger Menschen ihre Fotos noch ausdrucken lassen. „Der Markt ist sehr in Bewegung“, erklärt sie. „Die Leute fotografieren mit ihrem Handy und bringen die Bilder maximal noch zum Ausdrucken, aber auch das gestaltet sich schwierig. Auf dem Handy kriegen Sie einfach keine Qualität hin.“
Die Nachfrage nach gedruckten Fotos ist stark rückläufig und der Verkauf von Passbildern allein reicht nicht mehr aus, um das Geschäft aufrechtzuerhalten. Die Inhaberin bedauert diese Entwicklung: „Nur von Passbildern kann man nicht leben.“
Ein weiterer Schlag für das traditionelle Fotofachgeschäft ist die neue Vorschrift ab 2025, die Fotografen dazu verpflichtet, ihre Passbilder direkt an die Behörden zu liefern. „Wir sollen ganz viel Geld in die Hand nehmen für eine Lizenz“, erklärt Hüppe. Diese zusätzlichen Kosten machen es für viele kleinere Geschäfte noch schwieriger, im Wettbewerb zu bestehen.
Zudem haben Fotografieautomaten, die in Einkaufszentren und öffentlichen Plätzen aufgestellt sind, zu einem weiteren Rückgang des Geschäfts beigetragen. Diese Automaten bieten kostengünstige und schnelle Fotodienstleistungen, die den Bedürfnissen vieler Kunden entgegenkommen.
Um den bevorstehenden Abschied gebührend zu markieren, bietet Marion Hüppe ab morgen großzügige Rabatte auf eine Vielzahl von Artikeln an. Kunden können von Rabatten zwischen 20 und 50 Prozent auf Rahmen und Alben, Postkarten, Ferngläser, Taschen, Stative und Kamerazubehör profitieren.
Marion Hüppe blickt mit gemischten Gefühlen auf das Ende ihrer Geschäftstätigkeit. Einerseits ist sie stolz auf die vielen Jahre, in denen sie ihren Kunden hochwertige Fotodienstleistungen angeboten hat. Andererseits kann sie nicht ignorieren, dass sich die Zeiten geändert haben und der Markt im Wandel ist. Mit ihrem Abschied schließt sich ein Kapitel der Fotografiegeschichte in Hörde.