„Es war ein Gewusel“, das sich am Montagvormittag vor dem evangelischen Gemeindehaus in der Wellinghofer Straße abspielte, erzählt Cornelia Sbosny als Vorsitzende des Vereins Seniorenglück. Gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen hatte sie 150 Kund:innen der Seniorentafeln Hörde und Körne angerufen und sie eingeladen, sich ein Ostergeschenk abzuholen: fünf Aldi-Lebensmittelgutscheine à zehn Euro pro Person.
Eine Frau habe ihren Anruf zunächst entgegengenommen und sich die Einladung angehört, so Sbosny. Eine halbe Stunde später habe sie „mich nochmal angerufen und mich gefragt, ob ich das ernst meine“. Nachdem die Vereinsvorsitzende ihrer Gesprächspartnerin glaubhaft versichert hatte, dass sie in der Tat mit besagtem Geschenk rechnen könne, reagierte diese überschwänglich mit Blick auf das Osterfest: „Ich freue mich so! Meine Tochter und mein Ekelkind kommen und jetzt kann ich was Schönes einkaufen.“ Anders als sonst könnten die Menschen so ein „vernünftiges Osterfest feiern“, wie Ehrenamtler Hans Georg Schwarz formuliert. Jedoch dürfen die Gutscheine ausschließlich für Lebensmittel verwendet werden. Alkohol oder Dinge aus dem sonstigen Warenangebot bei Aldi sind ausgeschlossen.
Frisches Gemüse statt Konserven
An Alkohol denkt Brigitte, die sich einen der Osterumschläge abholte, gar nicht. Vielmehr wolle sie sich zu Ostern „ein bisschen was Besonderes“, vielleicht etwas Lachs gönnen, erzählt die Rentnerin. Außerdem seien beim nächsten Einkauf Waschmittel und Spülmaschinentabs „fällig“, die ohnehin sehr ins Geld gingen. Offen spricht Brigitte über ihre finanzielle Lage: „Ich habe mir das schon abgewöhnt, dass mir das peinlich ist.“ Schließlich treffe sie keine Schuld, habe sie doch 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt und erhielte nun dennoch eine Rente von unter 900 Euro. „Ich freue mich, dass es hier sowas gibt“, zieht sie Bilanz.
Auch Marie-Luise blickt positiv auf die Osteraktion: „Ich kann mir ein bisschen mehr erlauben, was ich sonst nicht machen würde.“ Dabei hat sie zum Beispiel „was Schönes mit Fisch für Karfreitag“ im Blick „und für Ostern ein schönes Stück Fleisch“. Auch frisches Gemüse stehe auf ihrer Einkaufsliste, müsse sie sich doch normalerweise aus Kostengründen für Konserven entscheiden.