Am 10. Mai steigt an der Schildstraße eine Abschiedsparty. Denn das Aprilprogramm wird das letzte im Wohnzimmer Live Im Piepenstock sein: Musiker und Schauspieler Marco Rudolph gibt seinen Kulturort in Hörde auf. Aber es geht weiter – für Rudolph und voraussichtlich auch für die Veranstaltungsstätte im Erdgeschoss der Musikschule Crescendo.
Der Grund: Das liebe Geld
Seit 2019 ist Marco Rudolph in den Räumlichkeiten an der Schildstraße beheimatet. Jede Woche veranstaltete er hier drei Konzerte, organisierte darüber hinaus verschiedene Veranstaltungsformate, in der Regel mit Musik, gelegentlich mit Theater und bildender Kunst, das alles als Einzelunternehmer – und hier liegt der Hase im Pfeffer. Denn mit den Jahren hat sich das “Wohnzimmer Live Im Piepenstock” zu einem “Zuschussgeschäft” entwickelt. Steigende Energiekosten haben inzwischen zu einer Verdopplung der Warmmiete geführt und auch Lebensmittel und Getränke sind so teuer geworden, “dass ich Geld mitbringen muss” anstatt an dem Projekt zu verdienen, so Rudolph. Die vierteljährlichen Abrechnungen, die das Finanzamt mittlerweile fordert, tun ihr Übriges. “Da muss eine Reißleine gezogen werden.” Das tut der 63-Jährige nun zum 30. April, aber nicht ohne weitere Schritte vorbereitet zu haben.
Piepenstock-Programm im Steigerturm
Seit etwa einem halben Jahr trifft Rudolph sich regelmäßig mit dem Vorstand des Berghofer Vereins Unsere Mitte Steigerturm zum Frühstück und entwickelt Pläne. So soll es mit einem Teil des Wohnzimmer-Programms weitergehen – in Berghofen und sobald der Steigerturm nach seinem Umbau wieder eröffnet ist. Mit dem Offenen Mikro am 6. Januar rechnet Rudolph bereits fest, und auch in der Folge ist jeder erste Donnerstag im Monat im Steigerturm für dieses Veranstaltungsformat reserviert.
Der erste und dritte Samstag sind an der Berghofer Schulstraße ebenfalls bereits für ein Wohnzimmer-Format eingeplant, nämlich für die Kategorie “Mit Strom”, unter die verschiedene Rock-, Cover- und Party-Bands fallen. “Ohne Strom”, also “die leisere Gangart” mit Folk und Singer/Songwriter-Musik soll es an jedem zweiten Freitag geben, und auch die Jazz- und Klassik-Abende bekommen einen festen Platz im Programm. Hinzukommen sollen vierteljährliche Revivals im “Piepenstock-Flair”, wobei Rudolph einräumt: “Dieses Flair kann man so nicht mitnehmen.” Vielmehr setzt er dabei auf sein Piepenstock-Banner, Klosterpils und Hermannbrause sowie seine eigene Person in der Rolle des Moderators. Statt aber ausschließlich “Solo-Nummern” zu fahren, will er nun mit dem Steigerturm-Personal “ein Team bilden”.
“Vage Pläne” für das Wohnzimmer
Wie es an der Schildstraße weitergeht, ist alles andere als sicher, obwohl es bereits “vage Pläne” gibt, wie hier “in jungen Händen” wieder ein Ort für Musik – eventuell dann noch etwas rockiger als bislang – entstehen könnte. “Natürlich wäre es toll, wenn so ein Kulturort erhalten bleiben könnte”, findet Marco Rudolph. Er selbst wünscht sich, als Bandmitglied der Rüdiger Philipp Groove Family, die weiterhin in der Musikschule proben wird, auch in Zukunft noch das eine oder andere Mal in der Schildstraße auf der Bühne stehen zu können: “Das wäre ein Happy End.”