Tom Waits „wollte nicht extra vorbeikommen“. Aber das hat Peter Kröker nicht davon abgehalten, den Musiker zu zeichnen. Auch James Dean und Kurt Cobain haben ihren Weg in die Teutonenstraße nicht gefunden, aber das hängt bekanntlich mit einem ganz anderen Problem zusammen. Anscheinend ungeordnet liegen ihre Portraits zwischen „’Ner Freundin von mir, die sich gern verkleidet“, „jemandem, die sich nicht zeichnen lassen wollte“, „und einfach einem Typen mit Hut“. Und fast neben der Mappe liegen Michael Schulz-Runges abstrakte Arbeiten und wiederum daneben steht ein Regal mit vereinzelten Werken von Rebecca Hofmann. Die langjährige Journalistin ist auf dem Weg zurück zur Malerei in der Teutonenstraße hängengeblieben, sodass sich das Atelier am Bücherschrank nun wieder mit Fug und Recht „Atelier Dreisam“ nennen kann.
„Eine ganz alte Leidenschaft“: Rebecca Hofmann
Als Rebecca Hofmann ihre Künstlerkollegen kennenlernte, sah sie in der Teutonenstraße 15a „eine Chance, eine ganz alte Leidenschaft wieder aufleben zu lassen“. Denn das „Flowgefühl“ beim Malen kennt sie schon ewig. Auch Hofmanns „fantastische Motive“ versetzen sie regelmäßig zurück in ihre Kindheit. Noch muss jedes einzelne Bild für sich stehen, teilweise noch unfertig. Doch in ihrem Kopf wächst „so eine Kinderbuchidee, die ich immer mal umsetzen wollte. Die Story ist da, es fehlen noch die Bilder“. Doch auch die sollen nun entstehen. Dabei geht es Hofmann um mehr als „die reine Dekoration“. 20 Jahre lang arbeitete sie beim WDR, das „Weltgeschehen“ war ihr täglich Brot und auch als Künstlerin legt sie darauf besonderen Wert. Hofmann spricht von „politisierter Kunst“. Ihr „Hang zum Realistischen“ spielt ihr dabei in die Karten: „Ich bin schon figürlich unterwegs.“ So liebte sie während ihres Kunststudiums das Aktzeichnen und ihre Meerjungfrau bringt definiert weibliche Züge auf die Leinwand.
„Lust am Experimentieren“: Michael Schulz-Runge
Ganz anders geht Michael Schulz-Runge vor, der seit dem Sommer mit Hofmann im selben Atelier arbeitet und auf das „Figürliche“ vollständig verzichtet: Er arbeitet abstrakt. Mit „Farben, Formen, Materialien“ frönt er seiner „Lust am Experimentieren“. So arbeitet er als „Fan von Otto Pienes Feuerbildern“ mit Lackfarbe, die er auf der Leinwand verbrennt, oder an Collagen, „die ganz oldschool mit Schere und Papier daherkommen“. Manchmal geschieht bei ihm sogar etwas Dreidimensional unter der Leinwand, sodass ein „Moment der Irritation“ entsteht. Wenn sich Schulz-Runge aber doch einmal auf seine Lebenswirklichkeit außerhalb der Kunst bezieht – sofern die Begriffe Innen und Außen hier überhaupt etwas bedeuten – dann lässt sich dies nur mit einer Erläuterung durch den Künstler erkennen. So hat der beim FS 98 angebundene Schachspieler Notizzettel anderer Spielender zu Pappmaschee und somit zu einer „Manifestation von Gedanken“ verarbeitet. Hinzu kommen fotografische Elemente, die ihm aus seinem Fotodesign-Studium „erhalten geblieben“ sind.
Peter Kröker und das Sehfest
Gemeinsam mit seinen beiden Mitstreitenden wird Schulz-Runge die Türen des Atelier Dreisam im Rahmen des Sehfestes am 15. und 16. Oktober öffnen. Wer möchte, kann die Gelegenheit nutzen, um in den vielen teilnehmenden Ateliers in Hörde oder im Kulturladen an der Alfred-Trappen-Straße Kunst zu erwerben. Damit „auch Leute, die nicht so viel Geld haben, nicht ein teures Bild kaufen müssen“, erstellt Peter Kröker von seinen Bildern meist zusätzlich zu den Originalen auch Drucke. So sind seine wörtlich genommenen Leseratten oder seine Eindrücke von der Emscher auch auf kostengünstigen Bögen zu haben. Insgesamt zielt das Sehfest, das Kröker als 1. Vorsitzender des KulturQuartier Hörde e. V. im Wesentlichen zusammen mit Claudia Heberbach-Pape organisiert, aber vor allem darauf ab, zu zeigen, wie viel Hörde eigentlich künstlerisch zu bieten hat.
Peter Kröker vom Atelier Dreisam ist unter der 0159-03036475 oder per E-Mail an erreichbar.