Sie ist „gekommen, um zu bleiben“. Das machte Anna Brinkhoff sehr deutlich, als sie anlässlich der Pressekonferenz im Vorfeld des Hörder Erntemarktes zum ersten Mal verkündete, als Bezirksverwaltungsstellenleiterin nun bald in Ulrich Spangenbergs Fußstapfen zu treten. Das aber, stellte sie nun klar, will sie eben nicht: „Uli Spangenberg hinterlässt riesengroße Fußstapfen. Ich möchte nicht in dieselben treten, ich möchte eigene schaffen.“
Tatsächlich prägte Spangenberg Hörde über 30 Jahre lang mit. So begann er im Jahr 1991, als Sozialarbeiter vor Ort vor allem die Menschen im Graudenzer Viertel und rund um den Hörder Neumarkt zu unterstützen. Damals lag die „Sozialhilfedichte“ im Stadtteil bei 25 Prozent, erinnert sich Spangenberg. „So nah an der Schwerindustrie“ fanden sich schließlich kostengünstige Mietwohnungen.
Ein Umzug und das Stadtbezirksmarketing
Mit dem Bau des Phoenix Sees begann sich die „Abwärtsspirale ein bisschen zurückzudrehen“. Ulrich Spangenberg arbeitete damals bereits in der Bezirksverwaltungsstelle, zunächst als stellvertretende Leitung unter Winfried Böckmann, bald als dessen Nachfolger. Der Beginn seiner Amtszeit gestaltete sich aufgrund des Umzugs der Bezirksverwaltungsstelle ebenso herausfordernd wie vielversprechend. „Wir kamen aus dem völlig maroden Sparkassenhochhaus“, erzählt Spangenberg. Dieser Wechsel in das moderne Gebäude auf der Hörder Brücke „war wirklich der große Wurf“.
Gleichzeitig arbeitete sich der gelernte Sozialarbeiter in die Prozesse der Bezirksvertretung ein. „Ich hatte so viel Ahnung vom Haushalt wie eine Kuh vom Klavierspielen“, erinnert er sich an längst vergangene Zeiten. Im Jahr 1999 entschied die Stadt Dortmund, „die Nebenzentren zu stärken“, und stellte jeder Bezirksvertretung 12.000 Euro jährlich zur Verfügung, „um eine Imageaufpolierung betreiben zu können“, so Spangenberg. Als Bezirksverwaltungsstellenleiter wurde er in diesem Zuge automatisch auch zur Leitung des Stadtbezirksmarketings berufen.
Anbindung des Phoenix Sees
Ulrich Spangenberg interpretierte zusammen mit seinem Team die „Imageaufpolierung“ für Hörde als Stärkung des Gewerbes vor Ort und kniete sich entsprechend hinein. Und „dann kam ja das Phoenix-Projekt dazu“, erzählt Spangenberg, der mit dieser Bezeichnung die Entstehung des Phoenix Sees meint. Damals hieß es, auf Phoenix Ost entstehe ein völlig neuer Stadtteil, Manfred Renno sah das anders. „Da entsteht ein Quartier und das werden wir anbinden“, zitiert Spangenberg den damaligen Bezirksbürgermeister. Im Fokus stand in diesem Zusammenhang auch für die Arbeit des Bezirksverwaltungsstellenleiters, das Gewerbe in der Hörder Innenstadt zu erhalten und zu diesem Zweck größere Gewerbeeinheiten am Phoenix See zu verhindern.
Erhalt und Zukunftspotenzial von Phoenix West
Für noch interessanter als den Phoenix See hielt Spangenberg jedoch schon damals die Entwicklungen auf Phoenix West: „Da sind viele neue Arbeitsplätze entstanden.“ Gleichzeitig galt es, die Erinnerung hochzuhalten: „Hier waren die Hochöfen, hier waren die Blaumannarbeitsplätze, hier war es nicht leicht zu arbeiten.“ Bis heute bemühen sich Stadt und Bezirksverwaltung, die Industrieanlagen zu bewahren. Nachdem die Stadt Dortmund das Areal von World of Wallas zurückgekauft hatte, geschah nicht mehr viel, weshalb die Rohre der alten Industrieanlagen nun schön verpackt über Phoenix West verlaufen, da Menschen und Fahrzeuge vor herabfallenden Einzelteilen geschützt werden müssen. Allmählich jedoch zeichnen sich Wartungsstrategien ab, die es den Menschen wohl bald wieder ermöglichen werden, im Rahmen der Skywalk-Führungen über die alten Industrieanlagen zu spazieren.
Phoenix West als Park und Eventfläche
„Die Erinnerung muss auf jeden Fall bleiben“, betont Anna Brinkhoff, die nun Spangenbergs Nachfolge antritt, mit Blick auf Phoenix West. Sie wünscht sich einen „Magneten“ in Hörde, besonders für junge Menschen. „Warum kann man daraus nicht einen Park machen?“, fasst sie einen der Pläne zusammen, die sie für den Stadtteil hegt, „Es muss zugänglich gemacht werden.“ Dabei hat sie unter anderem eine „Kulturerlebnisfläche“ vor Augen, „die man unterschiedlich bespielt“. Das Festival „Rock in den Ruinen“, das bereits zwei Mal unter dem Hochofen stattgefunden hat, nennt sie in diesem Zusammenhang als ein Positivbeispiel aus der Vergangenheit. Doch die Fläche wirklich nahhaltig als Anziehungspunkt zu gestalten, bezeichnet die gelernte Verwaltungsfachkraft als einen „Marathon“.
Anna Brinkhoff kehrt dorthin zurück, woher sie gekommen ist
Deutlich kleiner als das Projekt Phoenix West, aber bereits konkret, gestaltet sich die erste Veränderung in Hörde, die in Anna Brinkhoffs Amtzeit fallen wird. So soll die Hörder Innenstadt im Frühjahr mit „einheitlicher Möblierung“ bestückt werden, das heißt mit „Tischgruppen vor den Geschäften“, wie die Wahlhörderin verspricht. Als sie vor acht Jahren an den Phoenix See zog, blickte sie auf die Bezirksverwaltungsstelle mit dem Gedanken: „Da, wo ich angefangen habe, möchte ich auch in Rente gehen.“ Tatsächlich tat Anna Brinkhoff ihre ersten beruflichen Schritte in Bezirksverwaltungsstellen, zunächst in Hombruch, dann in Mengede. Es folgten etliche Jahre im Ordnungsamt und einige in der städtischen Immobilienwirtschaft, bevor sie von der freiwerdenden Stelle in Hörde erfuhr. Drei Monate arbeitete Ulrich Spangenberg sie ein, am Freitag nun hatte er seinen letzten Arbeitstag. Jetzt übernimmt Anna Brinkhoff, die Ende November erneut bestätigte: „Ich bin hier, weil ich hier gerne bleiben möchte.“