Lara Dressel macht ihren Lehrkräften keinen Vorwurf. Leistungen frei von Vorurteilen zu bewerten, sei schlicht unmöglich, ist die Neuntklässlerin – nun Vize-Goethe-Genius – überzeugt. Auch ihre Mitschülerin Valerie Raillon geht nüchtern an den Alltag der Pädagog*innen heran, wenn diese auch den Weg zum Goethe-Gymnasium zu achtzig Prozent mit dem PKW zurücklegen. Die Umweltbilanz der Schüler*innen sieht da schon ganz anders aus. Indem Valerie an den ökologischen Fußabdruck ihrer Schule heranzoomte, avancierte die Siebtklässlerin Ende Mai zum Goethe Genius.
Die Zukunft im Fokus
„Das sind die richtig Guten“, erläutert Christoph Schuck als Koordinator der Begabtenförderung am Goethe-Gymnasium, welche Schüler*innen das neue Konzept erreicht. Bis zu zwei Schulstunden in der Woche ließen sich die Teilnehmenden des Goethe-Genius seit dem Herbst für ihre persönlichen Projekte freistellen. Diese Zeit nutzten sie, um tief in eine selbstgewählte Thematik einzusteigen.
Nicht nur Mathis Sieber, der seinen Vortrag tatsächlich „Wie ernährt sich die Stadt der Zukunft?“ genannt hatte, richtete dabei den Blick auf das, was da kommen wird: für unsere Gesellschaft, unseren Planeten, unsere Technik. „Es wird noch etwas dauern, bis es ganz normal wird“, dass Obst und Gemüse auf dem Supermarktdach angebaut werden, glaubt Matthis. Dennoch betrachtet er die regionale Lebensmittelversorgung als den Weg der Zukunft. Die Jury aus Lehrkräften und dem Förderverein des Goethes-Gymnasiums jedenfalls überzeugte der Sechstklässler mit seinen Ausführungen, für die er den dritten Preis erhielt.
Klimaneutrales Goethe-Gymnasium?
Ebenfalls in die ökologische Zukunft blickend setzte Valerie ihrer Schule ein konkretes Ziel. 40 klimaneutrale Schulen gibt es ihrer Recherche nach in Deutschland. „Ob unsere Schule eine werden könnte“, ist die zentrale Frage, die Valerie mit ihren Analysen verfolgt. Im nationalen Vergleich steht das Goethe-Gymnasium hier gar nicht so schlecht da, zumal der Stromverbrauch durch die vorhandene Photovoltaik-Anlage zu stark reduzierten CO2-Emissionen im Vergleich zu einer durchschnittlichen deutschen Schule führt. Auch für das Schulessen und die Heizungsenergie entsteht am Goethe-Gymnasium eine verhältnismäßig geringe CO2-Belastung. Anders sieht es beim Personentransport aus, obwohl drei Viertel der Schüler*innen ihren Schulweg zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus zurücklegen. 56 Prozent der CO2-Emissionen an dem Gymnasium an der Stettiner Straße fallen in diesen Bereich. Um tatsächlich klimaneutrale Schule zu werden, gibt es aus Valeries Perspektive „noch große Schritte zu tun“.
Nächste Runde in Vorbereitung
Von umfangreichen Dimensionen ließ Maxim Paschke sich nicht abschrecken und nannte seinen Vortrag schlicht „Sonnensystem-Eroberungs-Guide“. Stützte der Achtklässler sich dabei auf – zugegeben momentan noch in den Kinderschuhen steckende – technische Erkenntnisse, versuchte sich Moritz Isenrath daran, die Quantenmechanik als „Motor für die technische Welt“ nutzbar zu machen. Weniger groß, aber sehr lebensnah gestaltete Aya Akhdim El Amrani ihr Projekt „Mentales Lexikon und Fremdsprachenerwerb – Wie lernen wir Vokabeln aus einer Fremdsprache?“, im Rahmen dessen sie konkrete Lernhilfen entwickelte.
Alle sechs Jugendlichen hatten bereits in der ersten Runde überzeugt und präsentierten ihre ausgewählten Projekte im Rahmen der ersten Goethe Genius Gala am 27. Mai. Aber „die Vorbereitungen für nächstes Jahr laufen schon“, so Schuck. Und wer weiß, vielleicht hält der Förderverein ja auch im nächsten Jahr wieder Eisdielen- und Amazon-Gutscheine für die Urheber*innen der besten Projekte bereit.