Ob Dortmund ihre neue Heimat wird, bleibt abzuwarten. Unbestreitbar ist jedoch, dass die Stadt für die Schüler:innen der Vorbereitungsklassen (VK) und der Alphabetisierungsklasse der Konrad-von-der-Mark-Schule ihren momentanen Wohnort darstellt. Egal, was die Zukunft bringt, „dass sie sich hier wohlfühlen, dass sie eine Verbindung zu der Stadt aufbauen“, ist Lehrerin Anke Stephan und ihrem Kollegium in jedem Fall wichtig. Deshalb stellte die Schule in der vorletzten Maiwoche auch in diesem Jahr ein Heimatprojekt mit den Jugendlichen auf die Beine.
„Ein Gefühl des Vertrautseins“
Maximal 18 Schüler:innen kommen in einer Klasse unter, abhängig vom Zeitpunkt ihrer Ankunft. Erreichen momentan viele ukrainische Jugendliche mit ihren Familien die Stadt, so ließen in den vergangenen Jahren verstärkt Syrer:innen ihre Heimat hinter sich, um hier Zuflucht zu finden. „Wir haben auch viele Kriegsflüchtlinge, die dann jahrelang nicht in der Schule waren“, berichtet Lehrerin Stephan von dieser „ganz anderen Form des Unterrichtens“. Ihre Kollegin Susanne Serra de Oliveira erwähnt noch eine weitere Herausforderung: Wenn Jugendliche unbegleitet nach Deutschland kämen, sei das „eine ganz andere Problematik, die sich da stellt“.
Gerade in den „unsicheren Lebenssituationen“, in denen die Schüler:innen an ihrem Unterricht teilnähmen, legen die Lehrerinnen besonderen Wert darauf, „ein Gefühl des Vertrautseins“ und eine gewisse „Stabilität“ zu vermitteln. Einen Baustein stellte in diesem Zusammenhang die Projektwoche dar, während derer die Jugendlichen beispielsweise Freizeitmöglichkeiten in Dortmund kennenlernten. So nahmen 69 Schüler:innen an einer Stadionführung teil und auch die Dortmunder Innenstadt stellte ein Ausflugziel dar.
Das System Vorbereitungsklasse
Orte wie den Westfalenpark, Dortmunds Museen oder den Phoenix See lernten die Jugendlichen anhand des Buches „Dortmund. Meine neue Heimat“ kennen, das die Schule im Jahr 2017 zusammen mit der Stadt Dortmund herausbrachte und nun in einer überarbeiteten Neuauflage erscheint. Während die Schüler:innen, die bereits eine Weile in Deutschland leben, eigene Lapbooks herstellten, die als faltbares und dreidimensionales Plakat über „die Highlights, die Dortmund zu bieten hat“ informierten, so Schulleiter Carsten Schlagowski, bastelten andere geflügelte Nashörner mit oder ohne die Flagge ihres jeweiligen Heimatlandes.
Letztere werden wohl auch im kommenden Jahr wieder am Heimatprojekt teilnehmen, lernen sie doch gerade erst ihre ersten deutschen Wörter. Perspektivisch jedoch, spätestens nach zwei Jahren, sollen die Schüler:innen der Vorbereitungsklassen und der Alphabetisierungsklasse abhängig von ihrem Alter und ihrem Leistungsniveau eine allgemeine Klasse besuchen, gegebenenfalls auch an einer anderen Schulform. Für die Konrad-von-der-Mark-Schule heißt das allerdings nicht, dass sie ihre Aktivitäten im Bereich der Bildung für geflüchtete Schüler:innen zurückfahren wird – im Gegenteil: Wenn das aktuelle Einstellungsverfahren erfolgreich verläuft, eröffnet die Hauptschule nach den Sommerferien die sechste Vorbereitungsklasse.