Ein Schild mit der Aufschrift „Lärmschutz“ ergänzt die seit einem halben Jahr an der Märkischen und der Willem-van-Vloten-Straße geltenden Tempo-30-Schilder. Karl Heinz Kleinhans, der mit seiner Frau Edeltraud direkt an der Willem-van-Vloten-Straße wohnt, findet das absurd.: „Für uns ist es schlimmer geworden.“
Lärm ist individuell
„In deutlichem Kontrast zur Feststellung des Paares“ stehen laut Stadtsprecher Christian Schön die „Einzelmeinungen“, die die Stadt Dortmund in den vergangenen Monaten erreicht haben und die zeigten: „Gefühlt ist der Verkehr deutlich ruhiger geworden.“ Dass man hier offenbar unterschiedlicher Ansicht ist, bestätigt für Schön jedoch lediglich „einmal mehr, dass es individuell sehr unterschiedlich ist, ob Lärm als Belastung wahrgenommen wird“. Wissenschaftlich erwiesen sei jedoch, dass Lärm eine Gesundheitsbelastung darstelle.
Pegel werden berechnet
Wann es zu laut ist, ergeben in Deutschland die durch die Verkehrslärmschutzverordnung vorgeschriebenen Berechnungen, da eine Messung „immer von den jeweils gerade vorherrschenden Randbedingungen abhängt (beispielsweise Witterungseinflüsse, Hintergrundgeräusche oder auch schwer erfassbare – auch längerfristige – zeitliche Schwankungen der Verkehrsstärke) und demzufolge immer nur Momentaufnahmen an einzelnen Messorten zulässt“, wie es auf der Internetseite des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit heißt.
Auch an der Willem-van-Vloten-Straße hat sich die Stadt daher an Berechnungen gehalten, die vor der Geschwindigkeitsreduzierung ergaben, dass sowohl tagsüber als auch nachts die Schwellenwerte für eine Gesundheitsgefährdung von 70 bzw. 60 dB(A) überschritten wurden. Indem man die Geschwindigkeit von 50 auf 30 km/h reduziert, werden laut Umweltamt die durchschnittlichen Werte um 2 bis 3 dB(A) verringert, das heißt, beinahe halbiert. „Der Maximalwert einer Vorbeifahrt“, so das Umweltamt, sinke um 6 dB(A).
Das bedeutet also: Halten sich alle an die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen, sinkt der Lärmpegel. Das tun sie aber nicht. So kontrollierte das Ordnungsamt, was es laut Stadtsprecherin Alexandra Schürmann regelmäßig tut, Mitte April gut 900 PKW und LKW. Gut 250 fuhren dabei schneller als 250 km/h.
Motorräder schwer überprüfbar
Dem Ehepaar Kleinhans sind vor allem die Motorräder ein Dorn im Auge bzw. im Ohr, die mit überhöhter Geschwindkeit die Willem-van-Vloten-Straße hinunterfahren. Das führen die beiden darauf zurück, dass die Kennzeichen hier von den Messsystemen nicht erfasst werden, da sie sich am Heck der Zweiräder befinden. Wer nicht mit einer Strafe rechnen muss, ist weniger motiviert, sich an Regeln zu halten. Stadtsprecherin Schürmann bestätigt die Grenzen der Messsysteme, versichert aber: „Unabhängig von den Maßnahmen der Verkehrsüberwachung überwacht die Polizei ebenfalls die Geschwindigkeit von Motorrädern, insbesondere durch unmittelbares Anhalten und Kontrollen im Rahmen ihrer mobilen Einsätze.“
Polizei: Unfälle unabhängig von Geschwindigkeitsreduzierung
Umgekehrt verursacht es aus Sicht von Karl Heinz Kleinhans auch Lärm, wenn die Fahrer*innen via Motorbremse auf die Schilder zur Geschwindigkeitsbegrenzung oder den langsam fahrenden Verkehr reagieren. „Und dann kommen die Unfallgeschichten“, beklagt Edeltraud Kleinhans die Verkehrssituation vor ihrer Tür. Im Januar, Februar und März kam es an der Willem-van-Vloten-Straße laut Polizeihauptkommissar Gunnar Wortmann zu jeweils einem Unfall, darunter auch ein Auffahrunfall. Diese Ereignisse aber stehen nach Polizeimeinung nicht in Zusammenhang mit der Geschwindigkeitsreduzierung. Aus Sicht von Stadt und Polizei besteht also offenbar kein Grund, die Geschwindigkeitsreduzierung an der Willem-van-Vloten-Straße zurückzunehmen.

















