„Udo und ich haben eines gemeinsam: Wir sind publikumsaffin!“ Mit diesem Satz machte Tirzah Haase zu Beginn des Udo-Jürgens-Abends auf der Terrasse des Café Orchidee folgendes deutlich: Als Kulturschaffende lässt es sie unbefriedigt zurück, im Rahmen eines seuchenfreien Veranstaltungsmodells Autos „anzuspielen“, um auch in der Corona-Krise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und dass auch das Publikum so richtig dabei sein will bei der Musik, bewies an diesem Juniabend die volle Anmelde- und vor allem die volle Warteliste. „Die Leute sind einfach wild drauf!“, fasst Dr. Thomas Eicher von Melange e. V. treffend zusammen.
Gemeinsam mit der Auslandsgesellschaft hat er mit den Terassenkonzerten ein coronagerechtes Format geschaffen. Noch passender in aktuellen Zeiten erscheint dies, wenn man sich näher mit dem Programm auseinandersetzt, das bis Ende Juli am Café Orchidee stattfinden soll. Denn was hier aufs Tableau kommt, sind „Auslandsreisen im Konzertformat“, so Dr. Eicher.
Beginnen wir also mit der Nachbarschaft, mit dem Österreicher Udo Jürgerns, dem „Gratwanderer zwischen Schlager, Chanson, Protest und Pop“, wie Haase ihn nennt. 16 Lieder hatte sie ausgewählt, die nun in Gestalt ihrer gleichwohl tiefen wie tief beeindruckenden Stimme die Terrasse überzogen. Zusammen mit Armine Ghuloyans Klavierspiel entstand trotz einer Lufttemperatur von fast 24 Grad Gänsehautathmosphäre. Gerade der protestierende Jürgens verursachte ein ästhetisch-abstoßendes Schaudern. „Konzerne dürfen maßlos sich entfalten. Im Schatten stehn’ die Schwachen und die Alten. Für Krankenhäuser fehlen dir Millionen. Doch das Geschäft mit Schwarzgeld scheint zu lohnen“, besingt Jürgens ironisch sein „Lieb Vaterland“. Doch im Vergleich zu Haases Auftritt wirkt Jürgens’ Konzert mit Orchester von 1998, das bei YouTube zu sehen ist, geradezu weichgespült. Es überrascht nicht, als mit Haases dunklem und hart abgeschlossenem „Lieb Vaterland“ ein plötzlicher Windstoß über die Terrasse des Café Orchidee fegt und das Roll-up der Auslandsgesellschaft zum Umsturz bringt.
Somit boten Ghuloyan und Haase einen furiosen Auftakt zu dieser internationalen Reihe.
- Der „Tango Argentino“ am Donnerstag ist bereits ausverkauft.
- Tickets nach Mexiko in die „Noche Mexicana“ am 9. Juli,
- nach Frankreich mit seinen „Chansons über die Liebe und das Leben an der Seine“ am 16. Juli und
- nach Kanada zu Leonard Cohen am 23. Juli sind noch zu haben.
Anmeldungen nimmt die Auslandsgesellschaft unter der 0231/8380013 oder an entgegen.