Es gibt Bibliotheken in deutschen Gefängnissen und Forensiken, “die sind ganz gut, es gibt aber auch welche, die sind grottenschlecht”. Da aber die Menschen in den Haftanstalten und Kliniken “keine Lobby” haben, führt Bernd Neumicke als erster Vorsitzender den Kunst- und LiteraturVerein für Gefangene (KLVG). Zugunsten der Vereinsarbeit veranstaltet dieser regelmäßig Büchermärkte im Dietrich-Keuning-Haus. Nun gibt es mit der Jugendfreizeitstätte Hombruch einen zusätzlichen Ort für den Verkauf gespendeter Bücher.
Hombrucher Büchermarkt “reaktiviert”
Nachdem sich der Förderkreis Kultur Hombruch aufgelöst hatte, hatte Vereinsmitglied Christiane Köhne “totalen Entzug von Büchern”. Einmal jährlich hatte ihr Verein Büchermärkte in der JFS organisiert. Nun arbeitete Köhne bereits seit einer Weile ehrenamtlich im KLVG, führte Inventuren im Evinger Lager durch oder betreute den Büchermarkt im DKH. Als Aktive in Hombruch dachte sie sich daraufhin: “Vielleicht kriegen wir das hin, den Büchermarkt hier zu reaktivieren.
Und die Menschen rund um die JFS “haben eigentlich drauf gewartet”, wie Köhne den Gesprächen mit der Kundschaft am vergangenen Wochenende entnimmt. Etwa 700 bis 800 Bücher verkaufte der KLVG bis zum Sonntagnachmittag, schätzt Vorsitzender Neumicke. Aber, vollzieht Christiane Köhne eine naheliegende Frage nach: “Wie sind die alle hier hingekommen?” Wie bereits in der Vergangenheit mit dem FöK hatten Köhne und ihre Mitstreiterinnen einen Spendenaufruf gestartet, sodass die Menschen im Laufe der Wochen von Ende Februar bis zum Freitag vor dem Büchermarkt anlieferten, was gut erhalten und nicht zu alt war.
Erlös für Porto, Miete und Strom
“Toll, dass Sie wieder da sind”, freuten sich laut Köhne die Hombrucher:innen und kauften Bücher in großer Zahl. “Der Erlös der Veranstaltung geht zu 100 Prozent in den Verein”, versichert Bernd Neumicke. Die Kommunikation mit den Gefangenen nämlich verläuft vollständig auf dem Postweg. Über die Anstaltsleitungen erhalten diese das Verzeichnis der Sachgruppen und der Belletristik-Kategorien sowie der CDs, Hörbücher und DVDs. Daraufhin senden sie einen Brief oder eine Postkarte an den KLVG und fordern die Kataloge zu den gewünschten Bereichen an. Diese zu versenden und anschließend die bestellten Medien zuzustellen, verursacht, ebenso wie die Kontaktaufnahme zu den Anstalten und Kliniken, Portokosten.
Darüber hinaus stellt die Stadt Dortmund die Lagerräume in Eving zwar zu günstigen Bedingungen, aber nicht kostenlos zur Verfügung, und auch Nebenkosten und Strom wollen bezahlt werden. Dem Verein könnte es also entgegenkommen, wenn Jugendfreizeitstätte und Aktive dem vielfach geäußerten Wunsch der Kundschaft nachkommen und den Büchermarkt auch im kommenden Jahr wieder veranstalten würden. Entsprechende Gespräche sind bereits anberaumt, verspricht Christiane Köhne.