Zusammen mit der Stadtteilbibliothek Hombruch hat die Redaktion von Wir in Hombruch einen Literaturwettbewerb für Kinder auf die Beine gestellt. Einreichen sollten die Teilnehmenden Texte unter Verwendung der Stichwörter „Bruder“, „schreien“, „Zoo“ und „Eis“. Die Jury aus den Mitarbeitenden der Bibliothek sichtete alle Einsendungen und kürte die zehnjährige Lilo Abegg zur Siegerin. Den zweiten Platz belegt der neunjährige Felix Riesenweber. Ihm folgen die neunjährige Emma Aurora Bauder und die achtjährige Madeleine Beckmann.
Der Tag, an dem ich berühmt wurde
Hallo, ich bin Lara, zehn Jahre alt, und versuche schon seit Eeewigkeiten auf irgendeine Weise berühmt zu werden. Und letzte Sommerferien habe ich es endlich geschafft – fast.
Mama, Papa, ich und mein kleiner Bruder Billi machten in den Sommerferien einen Ausflug in den Zoo. Schon auf der Fahrt wusste ich, dass es ein anstrengender Tag werden würde. Denn ich bekam fast einen Hörsturz, weil das kleine Monster, auch bekannt als mein fünfjähriger Bruder Billi, unbedingt ein Eis haben wollte – und zwar SOFORT! –, weswegen er ganz Europa zusammenschrie.
Als wir nach tausend leidigen Wann-sind-wir-da‘s endlich drin waren, wollte mein Bruder unbedingt zu den Affen, weswegen wir da auch schnellstmöglich hingingen, weil meine Eltern vermeiden wollten, dass Billi wieder anfängt zu schreien, als würde ein Dino ihn jagen.
Der Plan ging nicht auf. Wir kamen auf dem Weg an einem Eisstand vorbei und Billi fiel ein, dass er ein Eis wollte. Mit einem großen Eis für Billi und einem fast so großen Eis für mich, nämlich mit einem Streusel weniger (ich hab nachgezählt), kamen wir bei den Affen an.
Dort aßen wir unser Eis und guckten ins Gehege. Mama und Papa wärmten irgendeine uralte Diskussion von heute Morgen auf. Irgendwas mit Politik.
Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. Ich schaute mich um und sah eine Frau mit einem Gesichtsausdruck, als wäre ihr ein Frosch aus dem Teich hinter uns in die Hose gehüpft. Irritiert folgte ich ihrem Blick ins Affengehege.
Ich sah:
Einen Affen.
Auf einem Baum.
Mit einem Eis.
Warte – mit einem Eis?
Ich tippte aufgeregt neben mich, dahin, wo Billi stand. Ich meine, wo ich dachte, dass Billi stand. Als ich bemerkte, dass ich in die Luft tippte, schaute ich mich nach ihm um.
Da entdeckte ich ihn: Im Affengehege. Ich schrie: „Billi, guck mal, da ist ein Affe mit ‘nem Eis!“ Billi schrie: „Ja, ich weiß, ich versuche es grad zurückzuholen!“
Das unterbrach sogar die Diskussion meiner Eltern. Mein Vater versuchte, jemanden vom Zoo zu finden. Meine Mutter machte irgendwas an ihrem Handy. Wen musste sie denn jetzt wieder anrufen?
Und dann passierte alles ganz schnell: Die Mitarbeitenden kamen angesprintet, außerdem Zeitung, Fernsehen, Feuerwehr – danke, Billi.
Billi bekam sein Eis zwar nicht wieder, aber wir dafür ihn, und er bekam sogar eine ganze Seite in der Tageszeitung.
Und so kam es, dass ich eine Woche lang „Schwester des verrückten Jungen“ genannt wurde und damit immerhin schon mal zu 0,4 Prozent berühmt war.