Die Schulentwicklung ist in Dortmund seit mehreren Jahren in aller Munde. Einige Schulen wurden bereits um Schulzüge erweitert – so auch, nach dem Ratsbeschluss von 2019, die Gesamtschule Brünninghausen. Seit dem Schuljahr 2021/2022 wurde die Sekundarstufe I um zwei Züge erweitert, die Sekundarstufe II um einen. In der gesamten Stadt wurden Schulen um insgesamt 14 Schulzüge erweitert. In Folge dessen und dass die Lehrer- und Schülerschaft in Summe zunehmen wird, sind räumliche Erweiterungen geplant. Auch für die Schule am Klüsenerskamp.
Vier neue Gebäude sind von der Projektentwicklung geplant, darunter auch eine Vierfach-Turnhalle. Zudem soll die SEK II, die derweilen noch ihren Standort ,,Am Hombruchsfeld“ hat, zum Standort am Klüsenerskamp verlagert und die Schule somit zusammengeführt werden. Soweit so gut. Die Anwohner:innen am Klüsenerskamp und an den umliegenden Straßen sind von den Plänen der Stadt wenig begeistert. Sie befürchten in den ohnehin engen Straßen ihrer Siedlung noch mehr Verkehrschaos als es sowieso schon gäbe. Vor allem zu den Stoßzeiten, Schulbeginn und Schulschluss, seien die Straßen jetzt schon ausgelastet und Rettungswege blockiert. Für sie ruft die Erweiterung der Gesamtschule seit Monaten Fragen auf. Die möchte die Stadt Dortmund klären.
Am 27. November fand deshalb in der Aula der Gesamtschule Brünninghausen eine Informationsveranstaltung für diese Anwohner:innen statt. Die Dezernentin für Jugend, Schule und Familie der Stadt Dortmund, Monika Nienaber-Willaraedt, führte in die Veranstaltung ein: ,,Die Schulkinderzahlen steigen (…), das sind Entwicklungen, auf die die Stadt reagieren muss.”. Der Plan für den Abend steht: Eine Vorstellung der Machbarkeitsstudie, die Rahmenterminplanung und das Verkehrsgutachten. Die jeweiligen Verantwortlichen von der Projektentwicklung, des Amts für Mobilitätsplanung und der Immobilienwirtschaft sind anwesend und präsentieren. Danach sollen die Anwohner:innen zu Wort kommen.
Die Machbarkeitsstudie, durchgeführt von der Projektentwicklung und vorgestellt von Herr Schiebold, hat das Ergebnis: der Schulumbau ist umsetzbar. Mögliche Alternativstandorte, wie von vielen gehofft, gibt es keine. ,,Die Machbarkeitsstudie ist ein informelles Instrument, um zu prüfen was technisch machbar ist, das haben wir gemacht”, so Schiebold.
Bis zur Fragerunde, die für 19 Uhr angesetzt war, konnte die Moderatorin, Petra Voßebürger von IKU_Die Dialoggestalter, die Anwesenden aber nicht in jedem Fall vertrösten. Für die Menschen vor Ort ist das Thema spürbar emotional aufgeladen. ,,Für so eine Mammutschule gibt die Verkehrsinfrastruktur hier einfach keine Kapazitäten her!“, sagt Hermann Seemann empört ins Mikrofon und erntet dafür entschlossenen Applaus von den Gleichgesinnten. Herr und Frau Seemann sitzen an diesem Abend in der ersten Reihe, sie sind von der ,,Bürgerinitiative gegen das Ausbauvorhaben der GSB in Dortmund“. Auf ihrer Website informieren sie über das Vorhaben der Stadt und welche Probleme damit für sie einhergehen. Die Interessengemeinschaft und viele der anderen Anwohner:innen halten das Verkehrsaufkommen für nicht tragbar für die kleinen Siedlungsstraßen – gerade in den Stoßzeiten sei dieses jetzt schon immens.
Deswegen stellte Andreas Meißner vom Amt für Mobilitätsplanung am Mittwochabend ein Verkehrsgutachten vor. Im Jahr 2023 hat die Stadt das Gutachten bei einem externen Ingenieurbüro in Auftrag gegeben und lange unter Verschluss gehalten. Das Gutachten beinhaltet Bestandsaufnahmen, Berrechnungen des Verkehrsaufkommens und des Stellplatzbedarfs. Laut diesen sei der zusätzliche Verkehr in der Fritz-Kahl-Straße mit Errichtung von Ampelanlagen auf der Stockumer Straße und speziellen Hol- und Bringzonen auf der Parkplatzfläche am Klüsenerskamp verkraftbar. Ein empörtes Raunen geht durch die Aula. Eine Anwohnerin beschreibt ihre Situation: ,,Schauen sie sich doch die Bilder an, die wir mitgebracht haben, die Autos parken auf dem Gehweg und wenden in den Einfahrten.” Sie verweist dabei auf ein großes Plakat, aufgebaut am Eingang der Aula. ,,Nicht mit uns!” steht dort groß neben zahlreichem ausgedruckten Bildmaterial. Dass Autos falsch parken, sei jedoch, erwidert Meißner, “kein Problem des Verkehrsaufkommens, sondern des Verkehrsverhaltens der Autofahrer:innen“.
Im Januar 2025 soll das Projekt an die Immobilienwirtschaft übergeben werden. Die stellte am Mittwoch ihre Terminplanung vor. Drei Bauabschnitten sind geplant: ,,Insgesamt wird mit einer Bauphase von fünf Jahren gerechnet(…), 2028 soll es mit dem 1. Bauabschnitt losgehen.” Gemeint ist die Vierfach-Turnhalle, die, um die Höhe zu reduzieren, ein eingegrabener Baukörper sein wird. Dass eine Modulbauweise eine Reduktion von Verkehr und Bauzeit versprechen soll, besänftigt am Abend kaum jemanden in der Aula der Gesamtschule.
Bei der Fragerunde kommt die Frage auf. ,,Es klappt vielleicht an einem beliebigen Tag mit dem Verkehrsgutachten, aber wie ist es der Praxis? Wie soll es in der Projektphase funktionieren?“ Die Frage bleibt am Abend ungeklärt, denn ein Baustellenlogistikkonzept gibt es zu diesem Zeitpunkt der Planung noch nicht. Die Anwohner:innen der Siedlerstraßen müssen sich zunächst mit dem Angebot der Stadt weiterer Informationsveranstaltungen im Rahmen der Planung und einer Projekt-Website inklusive FAQs zufriedengeben.