Der 18. Januar war ein harter Tag für alle BVB-Fans. Trotz Anschlusstreffer von Erling Haaland mussten sich die Schwarzgelben nach einer 1:2-Niederlage gegen den Zweitligisten St. Pauli aus dem DFB-Pokal verabschieden. Bei der einen oder dem anderen kommt wohl auch etwas Wut auf: „Die alten Pfeifen sollen endlich wieder richtig spielen!“ Wer in diesen Tagen an der St.-Clemens-Kirche vorbeifährt, wird sich verstanden fühlen.
Es ist nicht das erste BVB-Banner, das Pfarrer Christian Conrad am Zaun gegenüber der Kirche aufgehängt hat. „Die Dortmunder sind konditioniert auf Schwarzgelb“, diagnostiziert er. In der Vergangenheit rief er daher mit den Worten „Geh’ mal wacker rüber, mach fertig“ dazu auf, auf der anderen Straßenseite ein „Kerzgen zum Spiel“ anzuzünden. Nun ist das Anliegen, das er verfolgt, ein sehr konkretes.
Die 100-Jährige von St. Clemens
Worum es geht, „steht da ja: die alten Pfeifen“, sagt Conrad lachend. Tatsächlich sind die äußerst alt, deutlich zu alt jedenfalls für den Fußballplatz. Im Zeitraum von 1906 bis 1907 wurden die Pfeifen eingesetzt in die Orgel, die momentan spielunfähig in der Kirche steht.
Nachdem im Jahr 2020 eine Duisburger Kirche geschlossen worden war, deren Orgel sowohl die beiden Weltkriege als auch den „Zeitgeschmack“ des fortgeschrittenen 20. Jahrhunderts überstanden hatte, rettete Conrad das Instrument vor „Schrottdieben“ und kaufte es. Sowohl Abbau als auch Transport gab das Budget der Gemeinde her – nicht jedoch die Inbetriebnahme des Instruments in Hombruch. Daher kam Conrad auf die Idee, sein altes Bannerkonzept wieder aufleben zu lassen. Seit nunmehr rund einem Jahr hängt es an der Deutsch-Luxemburger-Straße mit einem QR-Code zur Spendenseite. Geld habe die Aktion bislang noch nicht eingebracht, erzählt der Pfarrer, aber er weiß um den Wert der Aufmerksamkeit.
Weihnachten 24? „Sie können es ja beschleunigen!“
Ingesamt 240.000 Euro benötigt die Gemeinde, um „Verschleißarbeiten, die einfach fällig sind“ durchzuführen und die Elektrik auszutauschen, die nach dem Abbau aus Sicherheitsgründen nicht wiederverwendet werden darf. Innerhalb eines Jahres seit dem Transport nach Hombruch sind über Einzelspenden und die Kollekte rund 60.000 Euro zusammengekommen. „Ich hoffe mal, dass sie vielleicht Weinachten 24 spielt“, prognostiziert Conrad, „Und wenn jemand sagt: Das ist ja noch lange, dann sage ich: Sie können es ja beschleunigen!“
Momentan übernimmt eine „kleine Übergangsorgel“ die Liedbegleitung. Optisch macht die Duisburger Orgel an ihrem Standort auf der Empore jedoch nicht den Eindruck, als hätte sie ein Problem, aber „mehr wie gucken is’ nich’“, konstatiert der Pfarrer, „Und eine Orgel will man weniger gucken als hören.“ Bis das aber wieder möglich ist, wird die „Übergangsorgel“ im Kirchenschiff wohl noch das ein oder andere Lied spielen.