Titel: Von Norden rollt ein Donner
Autor: Markus Thielemann
Verlag: C.H.Beck oHG
Preis: 23,00 €, entleihbar in der Stadtteilbibliothek Hombruch
„Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe über die Flächen der Lüneburger Heide. Doch es herrscht eine gärende Unruhe in der Gegend, der Wolf ist zurück. Es mehren sich Schafsrisse und mit ihnen Konflikte im Dorf, die schnell politisch werden. Während völkische Siedler versuchen, das Thema für ihre Zwecke in Beschlag zu nehmen, die Situation sich zuspitzt und in Selbstjustiz der Bevölkerung zu eskalieren droht, flüchtet sich Jannes zu seinen Schafen in die Heide. Doch dort wird durch eine gespenstische Begegnung plötzlich die düstere Ortsgeschichte aufgefächert, die ihren langen Schatten in die Gegenwart wirft.“
Mit „Von Norden rollt ein Donner“ schafft es Markus Thielemann tatsächlich, einen Überraschungshit zu landen, der ihm sogar eine Platzierung auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024 einbrachte. Durch eine ungewöhnliche, aber sehr kraftvolle Vermischung von Genres und Einflüssen und dem gekonnten Ausreizen konventioneller Grenzen schafft es der Autor, einen ungemeinen Sog zu erzeugen. Viele dramatische Effekte, wie auch gängige Elemente des modernen Romans wurden gänzlich beiseitegelassen und was bleibt, ist eine allzu nachvollziehbare Handlung aus der Perspektive eines Jugendlichen, auf der Schwelle zum Erwachsen werden.
Mit der Kulisse einer kulturträchtigen Landschaft und einem alten Handwerk wird ein Bild gezeichnet, wie man es heutzutage oft durch die Medien präsentiert bekommt – nur eben aus der Sicht einer betroffenen Person, die zusätzlich zu allem, was in seinem Umfeld geschieht, auch ganz eigene Probleme und Sorgen hat und im Grunde nur einen Platz in der Welt finden will. Das macht dieses Buch so immersiv, da es ein Bild zeichnet, das eigentlich jeder von uns in irgendeiner Darstellungsform schon mal gesehen hat. Die Bedrohung durch den Wolf, die wie eine Metapher das gesamte drohende Unheil zusammenfasst, wirkt hier sehr eindringlich und vereint die Sorge vor etwas allzu Natürlichem mit Dingen, die nicht so leicht greifbar sind und mit denen es sich trotzdem auseinanderzusetzen gilt.
Das Bibliotheksteam Hombruch