Wer bei dem Wort “Leseclub” an Törtchen, Kaffee und rosafarbene Liebesromane denkt, war noch nie bei einem der monatlichen Treffen im Harkortsaal in der Bezirksverwaltungsstelle. Denn hier geht es wirklich um Literatur, wie Evelin Büdel von BegegnungVorOrt versichert, die das Angebot vor zwei Jahren zusammen mit dem Seniorenbüro und der Stadtteilbibliothek Hombruch ins Leben gerufen hat. Vor allem sozialkritische Texte nehmen die Teilnehmerinnen – nur selten beteiligt sich mal ein Mann – in den Blick “und diskutieren das auch sehr leidenschaftlich”, so Büdel. Die Romanauswahl für die Geburtstagsausgabe am letzten Oktobertag gibt ihr da nur Recht. Auf dem Tisch liegen mehrere Exemplare von Philipp Roths “Amerikanisches Idyll”.
Sozialkritische Auseinandersetzung auf freiwilliger Basis
Die Auswahl für das jeweils nächste Buch trifft die Gruppe von rund 20 Personen jeweils am Ende ihrer Diskussionsrunde. Anschließend steht es einer jeden frei, sich das Buch anzuschaffen, es der Bibliothek zu entleihen oder von ihrer Sitznachbarin auszuborgen, um es bis zum nächsten Treffen zu lesen, oder auch ganz auf die Lektüre zu verzichten. Am folgenden letzten Donnerstag im Monat trifft man sich erneut im Harkortsaal, um sich im Dialog mit Uwe Timms “Heißer Sommer”, Susanne Abels “Stay away from Gretchen” oder “Lenin kam nur bis Lüdenscheid” von Richard David Precht, oder was auch immer gerade auf dem Tableau steht, auseinanderzusetzen.
Eine autarke Gruppe zieht in den Harkortsaal um
Einen “richtigen Schub” bekam die Gruppe im Rahmen der Berichterstattung zum Einjährigen des Leseclubs. Immer mehr Menschen interessierten sich für das Angebot und Begegnung VorOrt, das Seniorenbüro und die Stadtteilbibliothek suchten im Bestreben, den Leseclub auf autarke Füße zu stellen, das Gespräch mit Brigitte Leyh in ihrer Rolle als “Besucherin der ersten Stunde”, wie André Kaufung vom Seniorenbüro berichtet.
Indem man Brigitte Leyh das Heft überließ, konnte das Organisationsteam die Gruppe “in die Selbstständigkeit” übergeben: “Sie leitet die Gruppe seit einem Jahr.” In ihrer Leitungsfunktion wandte Leyh sich auch an das Seniorenbüro mit der Bitte um eine größere und ruhigere Räumlichkeit – sehr zur Freude aller Beteiligten suchen vermehrt Kinder die Bibliothek auf – für die stetig wachsende Gruppe und öffnete damit für sich und ihre Mitstreiterinnen die Türen zum Harkortsaal.
Die nächsten Treffen des Leseclubs finden am 27. November, am 19. Dezember sowie am 30. Januar, jeweils von 16 bis 18 Uhr, statt und sind für alle Interessierten offen.