Es ist ein Logistik-Projekt mit Außenwirkung, das die Stadt Dortmund da auf den Weg gebracht hat. Am Ostwall läuft noch bis Februar 2022 der Probebetrieb des neues Mikrodepots. Indem Paketsendungen dort gesammelt werden, können die Ausliefernden für die „letzte Meile“ umweltfreundliche Verkehrsmittel wie zum Beispiel Lastenräder benutzen. Wissenschaftlich begleitet – auch im Hinblick auf einen dauerhaften Betrieb – wird das Projekt durch das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML mit Sitz im Technologiezentrum, das derzeit sein 40-jähriges Jubiläum feiert.
Der „Begründer der industriellen Logistik“
Zwar datiert die Stadt Dortmund die Gründung des Instituts auf den April, begangen werden die Jubiläen laut Sprecher Julian Jakubiak aber traditionell das ganze Jahr über. Und tatsächlich blickte das Fraunhofer IML bereits im März auf seine Gründung im Jahr 1981 zurück, „damals noch unter dem Namen Fraunhofer-Institut für Transporttechnik und Warendistribution ITW. Erst acht Jahre später erhielt das Institut seinen heutigen Namen. Die Leitung übernahm damals Prof. Dr.-Ing. Reinhardt Jünemann, der auch als Begründer der industriellen Logistik gilt.“ Neben ihm nahmen dort acht wissenschaftliche Mitarbeiter ihre Arbeit auf.
Zu diesem Zeitpunkt war die Logistik im heutigen Sinn „noch gar nicht so richtig erfunden“, erzählt der geschäftsführende Institutsleiter aus dem Bereich Intralogistik Prof. Dr. Michael ten Hompel in einem Video zum 35-jährigen Bestehen des Instituts. Doch bereits 1984 präsentierte das Forschungsinstitut den weltweit ersten Kommisionierroboter „ROMEO“ und leistete damit einen grundlegenden Beitrag zur Automatisierung der innerbetrieblichen Produktionsprozesse, den es bald durch Greif- und Sensortechniken verfeinerte.
„Die neunziger Jahre standen für das Fraunhofer IML im Zeichen der Weiterentwicklung: Der dringend notwendige dritte Bauabschnitt des Institutsgebäudes brachte 1990 Flächen für Werkstätten zum eigenen Prototypenbau und Labore (…). Mit den neuen Bereichen Entsorgungs-, Verkehrs- und Verpackungslogistik wuchs das Institut endgültig weit über die Intralogistik hinaus“, heißt es im Jahresbericht von 2011. 1995 wurde auch DISMOD® vorgestellt, eine Planungssoftware, die Entscheidungen innerhalb vollständiger Lieferketten unterstützt und noch heute genutzt wird.
Konstruktion, Entwicklung und IT
„Wir haben uns immer mit der Frage beschäftigt: Wie kann ich Dinge intelligent, selbst gesteuert, so organisieren, dass sie eine effiziente Supply Chain organisieren“, so Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen im Video. Ten Hompel fasst die Arbeit des Fraunhofer IML so zusammen: „Diese enge Verbindung der Entwicklung zwischen Maschinenbau/Konstruktion, Technikentwicklung und Informationstechnologie, die haben damals schon das Institut ausgezeichnet“, doch mit dem Beginn des neuen Jahrtausends und bis „heute in Zeiten des Internets der Dinge ist diese Verbindung noch enger geworden“. Heute arbeiten rund 550 Menschen beim Fraunhofer IML an der Zukunft der Logistik.
Bereits vor fünf Jahren betrachtete der Institutsleiter im Bereich Unternehmenslogistik Prof. Dr. Michael Henke das Institut als „Nukleus einer Start-up-Region“. So visionär diese Formulierung klingt, so präsent ist zumindest bei Prof. Dr. Clausen auch das Bewusstsein für eine nachhaltige Rolle der Logistik. Dass „ein gutes Verständnis von Ursache-Wirkungs-Beziehungen dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen dient“, um mit seinen Worten zu sprechen, lässt sich bei weitem nicht nur, aber auch, auf ein erfolgreiches Mikrodepot-Projekt am Ostwall herunterbrechen.