Ein Schattendasein fristet der Frauenfußball hierzulande seit einigen Jahren nicht mehr. Trotzdem: Wollen Jungen kicken, sind es bis zum nächsten Verein oft nur ein paar Meter. Bei den Mädchen hingegen sieht das immer noch etwas anders aus – umso eher, wenn man lieber ohne die Jungs dem Ball hinterherjagen möchte.
Beim Projekt, das Ende Februar auf der Anlage des TuS Rahm gestartet ist, sind die Mädchen dagegen unter sich, und der Leistungsdruck bleibt auch draußen vorm Eingangstor. „Mädchen an den Ball“, eine vor rund 15 Jahren ursprünglich im fernen Bayern gestartete Initiative, setzt stattdessen ganz und gar auf Spaß – sowohl am Spiel als auch an gemeinsamen Unternehmungen. Wer hier mitmacht, muss weder sportliche Erwartungen erfüllen noch – dank großzügiger Projektförderung – etwas zahlen. Dortmund ist bundesweit die insgesamt sechste und NRW-weit die dritte Stadt, die bei „Mädchen an den Ball“ mitmischt.
Rund geht’s, im wörtlichen Sinne, für Mädchen zwischen sechs und 16 Jahren jeweils freitags zwischen 16 und 18 Uhr, doch auch hier setzt das Projekt ganz bewusst keine Hürden: Kann ein Mädchen aus organisatorischen oder anderen Gründen nicht die kompletten zwei Stunden vor Ort sein, ist es auch kein Problem, erst später aufzutauchen bzw. sich eher zu verabschieden.
Auf dem Platz am Rahmer Wald stehen dem ballbegeisterten Nachwuchs sowohl vereinseigene Trainer:innen als auch eine Crew projekteigener Betreuer:innen zur Seite. So ist es in jedem Falle möglich, alle Fußball-Mädchen altersspezifisch in Gruppen einzuteilen und ihnen gerecht zu werden.
Wobei sich der Aktionsradius ganz ausdrücklich nicht auf den Sportplatz beschränken soll und einmal monatlich gemeinsame Freizeitaktionen auf dem Plan stehen: Vom Trip in die Eisdiele über einen Stadionbesuch bis zur Schnupperstunde Yoga ist hier alles denkbar. Eigene Vorschläge zu machen, ist von Seiten der Mädchen dabei ausdrücklich erwünscht: „Uns ist es u. a. wichtig“, erläutert Projektmanagerin Anna Seliger, „den Mädchen zu vermitteln, wie Mitbestimmung und Demokratie funktionieren. Insofern bleibt also auch Meckern erlaubt, solange letztlich alles in Lösungen mündet.“ Ausflüge & Co. schließen sich entweder ans Training an, oder man verabredet sich an einem zusätzlichen Tag. Dass auch die Eltern bei all diesen Planungen zwar nicht aktiv beteiligt, aber doch „nah dran“ sind, wollen sie in Rahm durch eine WhatsApp-Gruppe gewährleisten. Abgesehen davon, ergänzt die Projektleiterin, stehe auch während der Trainingseinheiten immer ein Team-Mitglied am Spielfeldrand für Fragen und Sorgen von Elternseite zur Verfügung.
Zum Projektstart am 21.2. fand sich mit den Bezirksbürgermeistern von Huckarde und Lütgendortmund, Peter Spineux und Heiko Brankamp, die Lokalpolitik an der Westhusener Straße ein. Darüber hinaus allerdings waren auch 60 Mädchen gleich zum Start neugierig auf das neue Angebot des TuS Rahm. Mit dieser bemerkenswerten Resonanz – teilweise sicherlich auch auf die gut gepflegten Schul-Kooperationen des Clubs zurückzuführen – katapultierte sich Huckarde direkt „von Null auf Eins“: Noch nie zuvor war ein Projektstart von „Mädchen an den Ball“ so gut besucht gewesen!
Nach diesem Rekordstart ist Anna Seliger umso zuversichtlicher, an der Westhusener Straße eine Erfolgsgeschichte gestartet zu haben. „Im Grunde“, fasst sie das eigene Projekt zusammen, „sind wir ein wirklich guter Mädchentreff – nur eben auf dem Fußballplatz!“