Der erste Stammtisch des Historischen Vereins Huckarde (HVH) im neuen Jahr widmete sich in der Markt-Schänke vor Ort diesmal dem Thema „Badefreuden zwischen Emscher und Kanal“ und beleuchtete die geschichtliche Entwicklung der Badefreuden vor und nach Errichtung des Dortmund-Ems-Kanal.
Die Fakten zu diesem Thema hatten die HVH-Vorstandsmitglieder Dr. Günter Spranke und Helga Stalba zusammengestellt. Der zweite Vorsitzende des Vereins, Dieter Eichmann, stellte dieses Thema in Text und Bild vor.
Alles begann am 1. August 1899 mit der feierlichen Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals durch Kaiser Wilhelm I., der ersten künstlichen Wasserstraße Deutschlands, die das Ruhrgebiet mit der offenen See verband. Auch für den Schwimmsport vor Ort und den an kühler Erfrischung interessierten Menschen begann eine neu Ära.
Schwimmen in Emscher und Mühlekolk der Emscher-Mühle war schon immer interessant, obwohl man sich von der Obrigkeit nicht erwischen lassen durfte.
Im Kanal gingen die Menschen gleich zu Wasser, zum Leidwesen der Schifffahrt. Denn der Platz wurde nicht nur enger für die Schifffahrt, sondern diese wurden bei der Vorbeifahrt auch gekapert und Schwimmer fuhren ein Stück mit.
Durch den damaligen Schwimmclub „Aegir von 1903“ gingen Anregungen aus zur Schaffung einer Schwimmstätte in direkter Nachbarschaft des Kanals. Wohl bereits um 1920 begann man die Pläne für eine „Sommerbadeanstalt“ Die städtische Verwaltung unterstützte es, dieses Vorhaben gegenüber dem Hardenberg-Hafen umzusetzen. Es wurde sogar ein „schwimmkundiger Bademeister“ eingesetzt und der Eintrittspreis niedrig gehalten. Da sich aber an manchen Tagen tausende von Leuten zum Schwimmen einfanden und nicht nur im abgeteilten Bereich aufhielten, konnte dieser Zustand nicht mehr geduldet werden.
Durch Stadtbaurat Hans Strobel (1881–1953), einem ambitionierten Stadtplaner, wurde die Errichtung von Freizeitanlagen und somit auch ein eigenständiges Bad am Hardenberg-Hafen vorangetrieben. So entstanden in den 1920er Jahren beispielsweise das Volksbad (1924), das Freibad Wellinghofen (1926) und das Freibad Froschloch (1927).
Im Sommer 1926 begannen die Bauarbeiten, ruhten im Winter und wurden Mitte Februar 1927 wieder aufgenommen. Das beeindruckende Schwimmbecken war 100 m lang und 50 m breit. Der angedachte Name war Bad Hardenberg, weil es neben dem Dortmund-Ems-Kanal und gegenüber der Zeche Fürst Hardenberg lag. Am 22. Mai 1927 eröffnete das Hardenberg-Freibad. Es war noch nicht ganz fertig, deshalb sprachen die Verantwortlichen auch nur von einem „betriebsbereiten“ Schwimmbad. Gerechnet wurde mit bis zu 20.000 Menschen pro Tag. Zur Saison 1929 wurde dann ein massives langgestrecktes Gebäude mit Gemeinschaftsumkleiden, Wechselzellen und Duschen fertiggestellt. Im Jahre 1934 setzte sich das Deusener Bad mit 25.033 Besuchern an die Spitze der Dortmunder Bäder.
Der Vortrag mit etlichen authentischen Fotos und sogar mit dem Besuch des Kaisers fanden bei den zahlreichen Gästen großen Anklang. Sie freuten sich, dass der Historischen Verein wieder zu einem Stammtisch eingeladen hatte.
Dieter Eichmann