Super- und Wochenmärkte sind es, die uns im Lockdown geblieben sind. Huckarde wiederum hat in Corona-Zeiten kurioserweise sogar einen Bio-Markt hinzubekommen: Seit gut einem Jahr nämlich ist im Stadtbezirk die stadtweit insgesamt dritte „Marktschwärmerei“ vor Anker gegangen. Das zugrunde liegende Konzept garantiert den Kunden ein weit gefächertes Angebot von Bio-Produkten aus der Region, deren private Beschaffung wohl um ein vielfaches aufwändiger wäre. Um auf Kundenseite mitmischen zu können, registriert man sich online beim Marktschwärmer-Portal und ordert wöchentlich die gewünschten Produkte, welche von den Erzeugern anschließend zum wöchentlichen „Markttag“ mitgebracht werden. Auf diese Weise greift nicht nur das Prinzip der Regionalität, auch Ressourcen werden keine verschwendet, da nur bereits bestellte Ware auf die Reise geht.
In Huckarde ist es das Café Lebensart am Rahmer Wald, in dem der kleine Bio-Marktplatz – immer mittwochs zwischen 17 und 18 Uhr – sein Quartier bezieht. Und das offenbar weitgehend Virus-resistent, wie Organisatorin Sarah Breitsprecher zu berichten weiß: Die Pandemie und ihre Folgen haben der Huckarder „Marktschwärmerei“ bislang jedenfalls nicht die Bilanzen verhagelt, ganz im Gegenteil. Was allerdings derzeit selbstverständlich nicht möglich ist: Dass die örtlichen Erzeuger ihre Ware im Café selbst feilbieten. Überhaupt würde schon die Formulierung, dass sich am Rahmer Wald „wöchentlich die Türen öffnen“, an der Realität vorbei gehen, denn aktuell beschränkt sich die Marktschwärmerei auf einen Fensterverkauf, und ist quasi eher ein Bio-Kiosk. Eine treue Kundschaft hat sich der mobile Markt dennoch im Laufe der Monate erworben.
Einen zumindest diskutablen Aspekt allerdings hat die Erfolgsgeschichte auch – wenngleich keinen, an dem Sarah Breitsprecher etwas ändern könnte. Denn so regional die von Marktschwärmereien präsentierten Produkte sind, so zentralistisch ist das Konzept: Die Fäden aller mittlerweile annähernd 200 deutschen Filialen laufen bei den Gründern in Berlin zusammen, die sich ihr Online-Portal und den bereitgestellten Support nicht schlecht entlohnen lassen – insgesamt 10 % des Umsatzes eines jeden in Deutschland stattfindenden Markttages geht an sie. Zwar werden alle Zahlen öffentlich gemacht, und telefonisch verweist das Gründer-Team auf Nachfrage auf hohe laufende Kosten. Nichtsdestotrotz bleibt einem Dortmunder Wochenmarkthändler sicherlich für gewöhnlich mehr „Netto vom Brutto“ übrig – und weist man Gastgeber der Marktschwärmereien auf diesen Aspekt hin, erntet man meistens zumindest keinen vehementen Widerspruch.
Außerhalb jedes Zweifels hingegen steht das Marktschwärmer-Konzept vor Ort: Wer den Nachhaltigkeitsgedanken ein wenig mehr im Alltag integrieren und etwas Schmackhaftes auf den Teller bekommen will, ist jeweils mittwochs am Café Lebensart gut aufgehoben.
Über das Portal http://www.marktschwaermer.de lassen sich auch alle Dortmunder Zweigstellen des Netzwerks ansteuern. Die gibt es bislang in der westlichen Innenstadt, Huckarde und Schüren.