Zwei Dinge konnten Spaziergänger am dritten Oktobersonntag im Revierpark Wischlingen erfahren: Erstens gibt es tatsächlich Sportarten, auf die sich die geltenden Corona-Auflagen kaum auswirken. Und zweitens muss nicht jedes unbemannte Flugobjekt, welches in einer öffentlichen Grünanlage über die Wiesen zischt, zwingend eine Drohne sein. Wobei es die eine oder andere Wurfscheibe während der „Tremonia Classics“ an Präzision allerdings sicherlich mit den ferngesteuerten Fliegern aufnehmen konnte.
Zum zweiten Mal veranstalteten die Dortmunder „Disc Golf Friends“ in diesem Herbst das Event, zu dem sich auch einige nationale Spitzenspieler einfanden. Lokalmatador Kevin Konsorr etwa ist im deutschen Ranking mittlerweile bis auf Rang 5 geklettert und war Teil des Teams, welches sich im letzten Jahr in Estland sogar den Titel des Vize-Weltmeisters sichern konnte.
Und ob mit Pandemie oder ohne: Ein mit 72 Plätzen restlos ausgebuchtes Wischlinger Starterfeld beweist, welche Popularität der bei uns noch recht junge Sport mittlerweile erlangt hat.
Um ein Turnier für jedermann allerdings handelt es sich nicht bei den „Tremonia Classics“ – eine Vereinsmitgliedschaft nämlich muss man vorweisen, um mitmischen zu können. In Kleingruppen zu vier Personen ziehen die Teilnehmer ab vormittags den 18 Bahnen umfassenden Parcours des Revierparks entlang, und erfassen ihre Ergebnisse an Ort und Stelle digital: Ein System, das unter Hygieneaspekten unbedenklicher nicht sein könnte. Ihre sportlichen Fachbegriffe – Eagle, Bogey, Birdie – haben die Discgolfer, wo möglich, dabei vom „großen Golf“ übernommen, von einem Elitensport indes könnten sie trotzdem nicht weiter entfernt sein. Einen Dresscode oder Equipment im Werte von vielen Tausend Euro sucht man hier vergeblich, an Ehrgeiz indes mangelt es auch den Wurfscheiben-Artisten nicht. Und sicherlich noch weniger an Technik – wer den besten Spielern in Wischlingen bei ihren Vor- und Rückhandwürfen sowie solchen, bei denen die Scheibe die Hand senkrecht(!) verlässt, zusieht, bekommt eine Ahnung von der ins Hobby investierten Zeit.
Und tatsächlich bestätigt Turnierorganisator David Strott – seinerseits Deutscher Juniorenmeister von 2018 –, zwischen März und Oktober seien viele der Discgolffreunde durchschnittlich an etwa jedem dritten Wochenende für ihren Sport unterwegs: Kreuz und quer in der Republik, in selteneren Fällen sogar international. Ganz bis in die Weltspitze hat man es dabei hierzulande trotz des letztjährigen Coups bislang noch nicht geschafft, das Maß aller Dinge sind derzeit die USA sowie Finnland, wo mittlerweile angeblich auf je 20.000 Einwohner ein Discgolf-Parcours kommt.
Beim umtriebigen Dortmunder Club allerdings kümmert man sich nicht nur um Spitzensport, sondern heißt auch Nachwuchs- und Hobbyspieler mit offenen Armen willkommen. Daher kommen all jene, die einfach mal in den Sport reinschnuppern oder sich ein paar erste Tipps abschauen möchten, im Revierpark ebenfalls auf ihre Kosten: An jedem letzten Sonntag im Monat laufen die „Tremonia Series“, die auch Anfängern und Kurzentschlossenen offenstehen. Neben dem Spaß an der Sache dreht sich hier vieles um den Austausch zwischen Neugierigen und „alten Hasen“.
Einer von denen – der (allerdings gerade mal 25-jährige) Mitfavorit Kevin Konsorr – konnte sich Mitte August letztlich tatsächlich den Gesamtsieg nach zwei Runden sichern, und bescherte den Dortmundern einen Grund zu feiern. Da wiederum stellte Corona sich dann doch ein Stück weit quer. Die sirrenden Scheiben allerdings werden beim „kontaktfreien“ Sport Discgolf unabhängig von Wetter und Pandemiegeschehen auch weiterhin durch den Revierpark fliegen. Und das ist in diesen ungewöhnlichen Zeiten doch wirklich mal eine gute Nachricht!
Die ursprünglich unter dem Dach von Grün-Weiß Kley organisierten Disc Golf Friends sind seit Anfang dieses Jahres selbstständig.
Wer neugierig auf ihren Sport ist und Kontakt mit ihnen aufnehmen möchte, findet alle nötigen Infos auf ihrer Website http://www.discgolffriends.de.