Der Erlanger Lehrer Martin Aufmuth erfand vor rund 14 Jahren im Keller seines Reihenhauses eine Brillen-Biegemaschine. Anfang April wiederum wurde in Huckardes Alter Schmiede eine neue Kunstausstellung eröffnet. Und dies ist, wie beide Nachrichten tatsächlich zusammenhängen:
Herr Aufmuth nämlich ertüftelte seinen Kasten zum Biegen von Edelstahl nicht aus Eigennutz. Ganz im Gegenteil war sein Ziel die Entwicklung eines Geräts, das mit minimalem Aufwand Brillengestelle fertigen kann. Und siehe da: Es klappte! Nicht allein technisch, wohlgemerkt: Knüpfte der Lehrer doch anschließend zunächst eigeninitiativ Kontakte in Afrika und gründete dann daheim einen Verein mit dem Ziel, Menschen in ärmeren Weltregionen den Kauf einer Brille zu ermöglichen.
Anno 2025 ist der Verein EinDollarBrille e. V. in elf Ländern auf drei Kontinenten aktiv und konnte – bis Mitte 2023 – bereits mehr als 400.000 Sehhilfen verteilen.
Der sprichwörtliche eine Dollar ist im Übrigen, wie man vermuten kann, keineswegs kostendeckend, sondern eher als „Schutzgebühr“ zu verstehen.
Womit wir mit dieser Geschichte in Huckarde gelandet wären: Auch die Taufpaten der Initiative „Raum für Kunst auf Zeit“ nämlich fassten Ende 2020 den Entschluss, ihr Engagement für zeitgenössische Kunst und Kultur mit sozialem Engagement zu verknüpfen. Und auch bei ihnen bringt der Name die Grundidee auf den Punkt: Leerstände werden angemietet, um sie kreativen Köpfen auf Zeit – also als Zwischennutzung – zur Verfügung stellen zu können. Gleichzeitig fließt ein Teil des durch Verkauf der Kunstwerke bzw. während der Vernissagen erzielten Erlöses an ein soziales Projekt.
Und diese Rechnung dürfte am 3. April in der Alten Schmiede allemal aufgegangen sein, blieb an diesem Abend doch im Foyer und an den Tischen der Galerie kein Platz frei.
Im optischen Zentrum des Geschehens standen hierbei die – stilistisch ausgesprochen unterschiedlichen – Werke von insgesamt zehn Kunstschaffenden, zu denen auch die beiden Initiatorinnen Sabine Leven und Heike Onnertz gehörten. Die musikalische Gestaltung wiederum lag in den Händen des „singenden Augenarztes“ (!) Herwarth Böhmer und seiner Band, die mit reichlich Swing in Richtung Italien aufbrachen.
Unterbrochen wurde die Musik selbstverständlich, als Karl Reinhard Fischer ans Mikro trat: Der Leiter der Regionalgruppe Rhein / Ruhr bilanzierte die Herausforderungen und Erfolge „seines“ Vereins, des EinDollarBrille e. V. und hob hervor, wie viele Impulse das Projekt weltweit bereits setzen konnte. Womit wir am Ende also wieder bei der unscheinbaren Maschine gelandet wären, die vor rund 14 Jahren in einem Erlanger Keller das Licht der Welt erblickte.