„Ich beschloss, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.“ Mit diesem Satz erinnert sich Günter Scheller an die erste Zeit im Jahr 2006, nachdem er erfahren hatte, dass er an Parkinson erkrankt ist. Und tatsächlich hält Scheller den Kopf noch immer weit oben – so weit, dass Oberbürgermeister Thomas Westphal ihm nun die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgehändigt hat.
Michael ten Hompel: „Es war mir ein Vergnügen“
Scheller war nicht der einzige, der am Mittwochnachmittag mit einer Medaille in Händen mit dem OB für etliche Fotos posierte. Auf Westphals anderer Seite nämlich stand Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ebenfalls ausgezeichnet für seine Dienste an der Stadt Dortmund und ihren Menschen. Damit reiht sich der Orden ein in eine lange Reihe aus Auszeichnungen und Preisen, auf denen Prof. ten Hompels Name steht. Die meisten von ihnen stammen aus dem Bereich der Logistik, die der Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML im Technologiezentrum offenbar wesentlich vorantreibt – auch in seiner Funktion als Inhaber des Lehrstuhls für Förder- und Lagerwesen an der TU Dortmund, als der er auch der Forschung Auftrieb verleiht. Doch nach Wahrnehmung des Oberbürgermeisters, der bereits seit dem Jahr 2000 immer wieder mit Prof. ten Hompel zusammengearbeitet hat, sieht der Leiter der IML den Wert der Entwicklung nicht in der Innovation selbst, sondern in ihrem Dienst für die Menschen. Prof. ten Hompels Reaktion auf Westphals Lob fiel entsprechend bescheiden aus: „Ihr Lieben, es war mir ein Vergnügen.“
Günter Scheller: „So lange ich krabbeln kann“
Auch Günter Scheller hat sich – als gelernter Techniker und technischer Zeichner ebenfalls aus dem MINT-Bereich kommend – in den Dienst der Menschen gestellt, „manchmal sogar der Menschheit“, um mit Westphals Worten zu sprechen. „Sie könnten auch sagen: Mein Sessel zu Hause ist auch ganz nett“, wandte sich der Oberbürgermeister in seiner Laudatio an den Huckarder Ehrenamtler, „aber auf diesen Gedanken kommen Sie, glaube ich, gar nicht“. Denn, so der OB weiter, „gemeinsam etwas zu tun, damit die Menschen sich eben nicht einsam fühlen“, sei Schellers Credo in seinem Engagement im Altenzentrum St. Antonius an der Rahmer Straße, getreu nach Franz Münteferings Motto: „Allein sein ist ganz schön, aber einsam ist scheiße.“
Es war Schellers Ehefrau Ingrid, die den Einsatz ihres Mannes konkretisierte: „Er ist der 1. Mann gewesen, der Mittagessen ausgeteilt hat.“ Regelmäßig übernahm Scheller ehrenamtlich Schichten in der Cafeteria, zeitweise unterstützt von seiner Frau, holte bald schon einen Freund dazu, der inzwischen bei den Festen des Seniorenzentrums, die Scheller ebenso wie diverse Ausflüge mitorganisiert, den Verpflegungsstand aufbaut und ordentlich Würstchen grillt. Mittlerweile unterstützt der Huckarder außerdem die Leitung des Zentrums und das Team der Sozialen Betreuung, engagiert sich im Seniorenbeirat und für die Anliegen der älteren Menschen im Stadtteil. Ab dem Jahr 2014 setzte er sich außerdem für ein Projekt gegen Einsamkeit mit dem Titel „Gemeinsam im Jungferntal“ ein. Auch „Heilig Abend gemeinsam feiern“ stand lange Zeit jedes Jahr auf Schellers Programm, stellt Weihnachten doch den optimalen Anlass dar, der Einsamkeit etwas entgegenzuhalten. Noch heute engagiert sich das ehemalige Mitglied der Bezirksvertretung in der Kirchengemeinde St. Christophorus Dortmund-Huckarde. Und dem Engagement sind nach wie vor keine Grenzen gesetzt, wie Scheller in seiner Dankesrede betonte: „Ich werde, so lange ich krabbeln kann, versuchen so weiterzumachen!“