Der Begriff „Nachtwächterrundgang“ hatte bei den Huckardern eine magnetische Wirkung, auch wenn oder gerade weil der Historische Verein Huckarde (HVH) zum ersten Mal zu einem derartigen Event eingeladen hatte.
Rund 50 Leute trafen sich bei beginnender Nacht zwischen St. Urbanus Kirche und Restaurant Rosmarien.
Der mit historischer Kleidung und Ausrüstung ausgestattete Nachtwächter, in Person von Dietmar Krumhus, begrüßte die Gäste des HVH mit authentischem Spruch der früheren Nachtwächter. Danach hieß Dieter Eichmann, zweiter Vorsitzender des HVH, die Gäste willkommen und zeigte sich dabei überrascht über das große Interesse, da auch schon der ausgesuchte zweite Termin im Februar und schon fast ausgebucht ist.
Der Nachtwächter trug das Signalhorn bei sich. Dieses mussten damals die Leute beim Dorfvorsteher abholen und ihren Dienst von 21 bis 4 Uhr durchführen. Jeder im Ort sollte dies tun, doch wer genügend Geld hatte, konnte sich auch freikaufen. Der Nachwächter war ein unehrlicher Beruf aus dem Aberglauben heraus, weil alles was sich bei Dunkelheit bewegte nicht koscher war.
Mit Hellebarde bewaffnet und einem Signalhorn ging es dann zur Nordseite der Kirche. Er fragte, ob alle gut angekommen sind. Der Weg um die Kirche war früher gruseliger, denn um die Kirche herum befand sich der Huckarder Friedhof. Dann ließ der Nachtwächter das Signalhorn erschallen und aus dem Kirchturm erklang die Feuerglocke. Trotz der Nachtwachen wurde zweimal in die Kirche eingebrochen. 1819 wurden mittels Einbruch ein Altartuch und zwei Wachskerzen entwendet. Und in der Nacht vom 13. März auf den 14. März 1834 wurde bei einem Einbruch durch das nördliche Kirchenfenster der silberne Schmuck des Marienbildes (Statue) von der nördlichen Altarseite gestohlen.
Der weitere Weg des Nachtwächters führte zu dem Standort der ehemaligen Schmiede und Bäckerei Reinolsmann. Auch Handwerker wie Schmiede, Mühler und Bäcker wurden durch den Nachtwächter überprüft, ob auch die Feuer gelöscht und die Asche gesichert war.
Die vierte Station war der ehemalige Standort des Prangers – der Huckarder Kak. Der Strafkatalog umfasste eine Menge von erniedrigenden und schmerzhaften Maßnahmen wie Rutenstreichen, Halseisen tragen oder das Einbrennen eines Schandmals mit einem glühenden Eisen. Man bemühte sich auch, symbolisch sichtbar zu machen, welches Vergehen der Verurteilte sich schuldig gemacht hatte. Beispielsweise wurde Obstdieben eine Schnur mit Äpfeln, Birnen etc. umgehängt, oder ein Betrüger wurde mit einem falschen Scheffel ausgestattet. Auch gab es andere Dinge wie Eselsmützen oder Schandmasken für Kuppler, Hurenböcke oder Dirnen.
Den Abschluss fand der Rundgang mit dem Nachtwächter wieder am Ausgangspunkt. Jetzt wurden die Gäste eingeladen, an einem gemütlichen Abschluss mit Glühwein, Bier und kleinen Häppchen im katholischen Gemeindehaus teilzunehmen.
Dieter Eichmann