Wenn man über Themen für die Rubrik „Wandel in Huckarde“ nachdenkt, kommen einem gleich Berichte über Straßen, Institutionen oder einzelne Gebäude in den Sinn. Doch auch der Lebensweg von Huckarder Bürgern oder der Werdegang von heimischen Firmen waren schon Thema unserer Berichte. In dieser Folge unserer Reihe lesen Sie nun über die Geschichte der Zahnarztpraxis Spranke, die in diesem Jahr auf eine 90-jährige Tradition am Ort zurückblicken kann.
Aller Anfang ist schwer
Ein Festtag wäre der 16. Juli 1930 für Josef Spranke sowieso gewesen, denn es war der Geburtstag seiner Ehefrau. Doch, was diesen Tag so besonders und denkwürdig werden ließ, machte etwas anderes aus, an diesem Mittwoch sollte die lange vorbereitete Eröffnung ihrer Praxis stattfinden. Am Dieckhof 2 im ersten Stock des neugebauten Eckhauses stand nun ein moderner Behandlungsstuhl in einem Erker und mit Blick auf die Huckarder Straße, auf der damals noch in eher gemächlichem Tempo die Straßenbahn verkehrte.
In Huckarde gab es damals zwei Hausärzte und nun auch zwei Spezialisten, die sich dem Wohl der Zähne widmeten. Als „staatlich-geprüfter Dentist“, wie es das Emailschild neben dem Hauseingang stolz verkündete, konnte Josef Spranke auf eine achtjährige Ausbildungszeit, vier als Zahntechniker und weitere vier Jahre als Dentist, zurückblicken. Nun war es an der Zeit, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und dabei das erworbene Spezialwissen rund um Mundgesundheit und Schmerzbeseitigung in Anwendung zu bringen. Als „Huckarder Junge“ gelang es sehr bald, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen und Dank seiner fundierten zahntechnischen Fähigkeiten sollte der Zahnersatz ein weiteres Standbein der Praxis werden. Damals sah der Alltag in den Praxen noch anders aus. Zum Zahnarzt ging man nicht regelmäßig, oft trieben erst die Schmerzen die Patienten in die Behandlungsräume. Auch das mangelhafte Versicherungssystem machte Arztbesuche nicht einfacher. Die Zeiten um 1929/30, nach Weltwirtschaftskrise und Inflation, waren von Geldknappheit und Not geprägt. Und den Knappschaftsversicherten war vorgegeben, sich ausschließlich bei Knappschaftszahnärzten behandeln zu lassen. Ausgenommen im Notdienst und deshalb kamen „im Notdienst“ immer häufiger ganze Familien von Bergleuten in die Sprechstunde von Josef Spranke, nachdem sie bei den Vertragsärzten schlechte Erfahrungen gemacht hatten.
Das blieb auch so, als mit Zahnarzt Günter Spranke im Jahr 1956 die zweite Generation als Assistent in die Praxis eintrat. Er brachte auch neue Methoden mit in die Behandlung ein, ein Röntgengerät wurde angeschafft und kieferorthopädische Behandlungen wurden angeboten. Als Josef Spranke 1961 plötzlich verstarb, übernahm sein Sohn die Verantwortung für die Praxis, die Patienten und Mitarbeiter. Noch im Jahr 1961 wurde eine zahnärztliche Turbine angeschafft. Dann fiel die Entscheidung, die Praxisfläche zu vergrößern und 1964 in das familieneigene Haus an der Straße „Am Jungbrunnen“ umzuziehen. Nach umfangreichen Umbauarbeiten standen dann zwei Sprechzimmer, ein Röntgenraum und weitere Räumlichkeiten zur Behandlung und Verwaltung zur Verfügung.
Auch nachdem mehrere Arbeitsplätze für Techniker im praxiseigenen Labor entstanden waren, reichten die vorhandenen Kapazitäten nicht mehr aus und man entschloss sich 1983 in größere Praxisräume in der Altfriedstraße 9 umzuziehen. Nachdem Dr. Günter Spranke 1987 sein Studium in Marburg abgeschlossen hatte, verstärkte er das Team und führte die Praxis als Gemeinschaftspraxis mit seinem Vater bis dieser im Jahr 1994 verstarb. Neue Verfahren, einschließlich der Implantologie, wurden nun in die Versorgung einbezogen.
Nachdem Dr. Spranke im Jahr 2008 schwer erkrankte, gelang es dem Zahnarzt Jörg Teuber und dem eingespielten Praxisteam weiterhin eine Behandlung der Patienten sicherzustellen. Mit dem Eintritt von Zahnärztin Ann Christine Spranke im Jahr 2013 und ihres Bruders, Zahnarzt und Zahntechniker Günter Spranke, zum Jahr 2015 ging der Praxisbetrieb in vierter Generation weiter. Mittlerweile stehen den Behandlern und Patienten sieben Behandlungszimmer in Huckarde, drei Behandlungszimmer in Lütgendortmund und eine umfangreiche technische Ausstattung zur Verfügung. Eine Prophylaxe-Lounge, ein Kids-Club und moderne Vortragsräume runden das, ohnehin breite, Angebot ab.