In diesem Jahr können wir an das 100-jährige Bestehen des Schwimmbades in Deusen erinnern. Nicht das Hardenberg-Bad, sondern seine Vorgängereinrichtung half damals, die Schwimmfreunde im Dortmunder Westen abzukühlen.
Großer Tag am Kanal
Zu diesem festlichen Anlass war sogar der Wassergott Ägir in Deusen erschienen. Er hatte Platz genommen auf seinem Thron, der auf einem hölzernen Steg stand, und er wurde, umrahmt von zwei Begleitern, die nur mit Bambusröckchen bekleidet waren, vom Vorsitzenden des Schwimmclubs mit warmen Worten begrüßt. Am Ufer des Dortmund-Ems-Kanals hatte extra ein Schiff der W.T.A.G., der Westfälischen Transport Aktiengesellschaft, festgemacht und diente den zahlreich erschienenen Besuchern als Tribüne beim Betrachten des seltenen Spektakels. Denn, was da im Sommer des Jahres 1921 passierte, hatten die wassersportverrückten Dortmunder noch nicht erlebt. Die Bewohner der Westfalen-Metropole konnten sich zwar nicht, wie einst die antiken Griechen, auf Poseidon mit seinem Dreizack berufen, und auch Neptun, den Wassergott der alten Römer, hatte es bisher nicht bis in ihre Breiten verschlagen, doch nun war Ägir zugegen und dieser mythologische Riese des Wassers war auch schon wer.
Höhepunkte
Seine schwimmverrückten Untertanen begrüßten ihn mit Darbietungen, wie dem fröhlichen Kleiderschwimmen, lustigem Hindernisschwimmen und dem kraftvollen Schifferstechen, aber auch die Wettbewerbe im Tauziehen und lustige Boxkämpfe ließen die Besucher das kurzweilige Geschehen gespannt verfolgen. Am Nachmittag bildeten die Wettkämpfe der Wasserballer einen Höhepunkt des sportlichen Programms. Der Wassergott Ägir soll dabei die von ihm favorisierten Wasserballer aus Westfalen dabei doch etwas bevorzugt haben und so verabredete man eine Revanche für den kommenden Monat, auch weil das Wetter nicht die idealen Bedingungen für die Durchführung der Veranstaltung bot und Gewitterregen das Programm bisweilen störte. Am Abend konnte die dennoch gelungene Veranstaltung im Städtischen Bootshaus am Kanal einen feucht-fröhlichen Abschluss finden, unter dem Motto „Sommernachtstraum“ setzten sich die Sportler und die weiteren humoristischen Akteure noch lange zusammen.
Entstehungsgeschichte
Alle Anwesenden waren ohnehin überglücklich, denn die Hafenverwaltung hatte dem Schwimmclub ein Gelände „zur Einrichtung einer Kampfbahn“ überlassen und damit erst den Badespaß ermöglicht. Auch ein Nichtschwimmerbecken, ein Sprungturm und ausgedehnte Rasenflächen gehörten zu dem Areal. Randalierer sorgten dann jedoch im Jahr 1924 für einigen Verdruss und beschädigten die teils in Eigenregie entstandenen Einrichtungen. Nachdem im heißen Sommer des Jahres 1925 in Spitzenzeiten unglaubliche 15.000 – 17.000 Besucher das Strandbad besucht hatten und selbst im kühlen und verregneten Sommer 1926 noch bis zu 11.000 Besucher vom kühlen Nass angelockt worden waren, entschlossen sich die Verantwortlichen zur Saison 1927 mit dem neuen und größeren „Hardenberg-Bad“ eine zeitgemäße Badestätte in Deusen zu eröffnen.