Wohl jedem ist der Spruch „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“ bekannt. Schon den Jüngsten sollte damit klargemacht werden, dass der richtige Umgang mit den Finanzen eine Tugend des Menschen ist. „Sparsamkeit ist eine Zier“ heißt es in einem weiteren Sinnspruch und den Wert des Geldes schätzen zu wissen und den Sinn des Sparens zu erkennen, war gerade den Geldinstituten wichtig.
Doch nach dem Trauma des Ersten Weltkrieges und nach den folgenden wirtschaftlichen Wirren, der Inflation, der Geldentwertung und der darauffolgenden Währungsreform war um die Jahre 1923/24 der Sparwille in weiten Kreisen der Bevölkerung erloschen. Sprüche, wie „Iss und trink, solange es dir schmeckt, schon mal ist das Geld verreckt“ machten in der Bevölkerung ihre Runde und forderten eher zum baldigen Konsum, denn zum Sparen auf. Auch in Italien war das nicht anders und deshalb lud man noch im Jahr 1924 Vertreter aus der Finanzwelt aus 29 Ländern zu einem internationalen Kongress nach Mailand ein, um Anreize zum Sparen zu schaffen und dadurch das Bankwesen zu stärken. Man kam überein, am 31. Oktober eines jeden Jahres den „Weltspartag“ zu veranstalten. In Deutschland wird seither am letzten Arbeitstag vor diesem Datum der Weltspartag veranstaltet. Da auch die nachwachsende Sparergeneration in diese Offensive zur Sparerziehung einbezogen werden sollte, richteten sich viele der begleitenden Aktionen an die jüngsten Sparfüchse.
Anlässlich des Weltspartages fanden deshalb auch in den Huckarder Grundschulen alljährlich Veranstaltungen zum Schulsparen statt. Zu diesem festgesetzten Termin sollten die Kinder ihr Sparschwein schlachten und die mühsam ersparten Geldbeträge auf ihr eigenes Sparbuch bei den Sparkassen einzahlen. Vorbereitet wurden die Aktion durch Rechenübungen mit Spiel- oder Mustergeld im Unterricht. Von den Familien wollte natürlich keine als besonders knickerig oder sparuntüchtig dastehen und spätestens am Vorabend des Spartages wurden die bereitstehenden Spardosen der Schüler mit zusätzlichen Münzen oder kleinen Geldscheinen bestückt.
Am folgenden Schultag begaben sich die Kinder mit ihren Spardosen zu den am Lehrerpult platzierten und dadurch autoritär wirkenden Bankbeamten. Diese hatten die Schlüsselgewalt über die Spardosen, zählten die Geldbeträge aus diesen bunten Behältnissen und quittierten die Sparbeträge in den Sparbüchern der Schulkinder. Die kleinen Sparer erhielten als Anerkennung für ihren Sparfleiß kleine Geschenke, wie Buntstifte, Radiergummis, Stundenpläne oder ein Lineal. Die Spar- und Darlehenskassen und Volksbanken hielten bald darauf dagegen und lockten die jungen Sparwilligen mit kindgerechten Aktionen. Man veranlasste Preisausschreiben, stellte anlassbezogene Quizfragen, etwa zu Olympiaden oder Jahrestagen und belohnte die Gewinner unter den jungen Sparern mit Jugendbüchern, Brettspielen oder Sammelalben.
Auf diese Weise fanden immer mehr Jugendliche den Zugang zum Sparen und zeigten stolz die anwachsenden Beträge auf ihren Sparkonten. Auch, wenn in der letzten Zeit rückläufige Sparzinsen die Erträge der Sparer schrumpfen ließen, blieben in Deutschland die Spareinlagen eine beständige Anlageform. Auch blieb seit nunmehr 100 Jahren der Weltspartag eine erste Kontaktmöglichkeit mit der Finanzwelt.