Fast nichts erinnerte mehr an die Bauten des einstigen Lager Loh. Und damit auch nichts an das Leid, das in den Jahren des Zweiten Weltkrieges an diesem Ort geschehen ist. Als ich Anfang der 1970er Jahre einige verfallene Fundamente und letzte Reste der Behausungen im Bereich der einstigen Spicherner Straße, die damals noch die Felder zwischen Huckarde und Dorstfeld durchquerte, sah, wusste ich noch nicht viel über den geschichtlichen Hintergrund dieses Fleckchens Erde. Nur wenige Glassplitter, Kabelreste und einige wenige keramische Isolierungen deuteten damals darauf hin, dass es hier einmal eine Reihe von Behausungen gegeben haben musste.
Lebensbedingungen
Auf einer Brachfläche zwischen der Spicherner Straße und der Huckarder Straße, an der heute teilweise mit den Flächen eines Tachometer- und Kfz-Zulieferbetriebes überbauten Lohstraße, entstand seit dem Frühjahr 1943 ein Lager für mehr als 1000 französische Arbeiter und Arbeiterinnen des Dortmund-Hörder-Hüttenvereins. Dabei ist zu bemerken, dass diese „Westarbeiter“ ursprünglich als freiwillige Arbeitskräfte nach Deutschland kamen. Erst nachdem ab 1943 ein zweijähriger „Arbeitsdienst“ für junge Franzosen eingeführt worden war, wurden massenweise Zwangsarbeiter zum Arbeitsdienst in der deutschen Industrie gezwungen. Daraus erklärt sich auch die relativ lockere Bewachung des Lagers. Die Lebensbedingungen verschlechterten sich aber zusehends. Das Lager wurde umzäunt und dort dienten niedrige Holzbaracken bis Mitte März 1945 als Unterkünfte für die männlichen und weiblichen Insassen. Bei schlechter Verpflegung nächtigten die Gefangenen in dem bewachten Areal, das nur wenige Schutzeinrichtungen, etwa Splitterschutzgräben, gegen die häufigen Bombardements und Luftangriffe bot. Die vereinzelten Kleinbunker waren den Wachmannschaften vorbehalten. Tagsüber wurden die Zwangsarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen in den nahgelegenen Rüstungsbetrieben eskortiert. Ihr langer Arbeitstag, an dem sie an Drehbänken Granaten herstellen mussten oder Bomben mit Zündern versahen, wurde nur zu einem kärglichen Mittagsessen unterbrochen. Jeder Schritt wurde überwacht, doch manchen Arbeitern gelang es trotzdem, passiven Widerstand zu leisten, indem bei Kontrollen schadhafte Munition als intakt durchgewunken wurde. Zurück im Lager gab es erst bei der abendlichen Ankunft ein bescheidenes Nachtmahl. In den Baracken schliefen die Menschen, eng beieinander liegend, müde ein.
Hilfe in der Not
Eine Krankenstation bot nur unzureichende Hilfe für die durch die Mangelernährung und die harten Arbeitsbedingungen ausgezehrten Menschen an und viele Kranke verdankten es nur der aufopfernden Hilfe der Caritas-Krankenschwester Elisabeth Niehues (1911–2005), dass sie die Inhaftierung im Lager Loh überlebten. Doch Elisabeth Niehues wurde diffamiert, von den NS-Behörden verfolgt und sie konnte ihrer Verhaftung nur entgehen, weil sie gewarnt wurde und untertauchen konnte. Als die Polizei bei Kriegsende das Lager Loh räumte, überließ man die Erkrankten seitens der Lagerleitung ihrem Schicksal. Für ihren selbstlosen Einsatz erhielt Elisabeth Niehues den Silvester-Orden des Papstes, eine Auszeichnung, die für besonderes ehrenamtliches Engagement in der römisch-katholischen Kirche verliehen wird.