An den Lichterglanz des Hollywood-Boulevards in Los Angeles kam Huckarde wirklich nicht heran, aber die Licht-Reklame über dem Eingang des Rex-Kinos tauchte die Rahmer Straße in den Abendstunden in fahles Licht und wies den Kinofreunden den Weg in dieses „Lichtspielhaus“, wie es damals genannt wurde. Und Lichtspielhäuser hatten in Huckarde Tradition, denn schon in den 1930er Jahren gab es mit der im Volksmund „Krabbelkino“ genannten Spielstätte „Hoppes Saal“ einen frühen Aufführungsort für Filme an der Mengeder Straße, genau gegenüber dem Kokerei-Eingang. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs bereiteten dieser bei Jung und Alt beliebten Attraktion ein jähes Ende. Aber gleich nach dem Ende dieses fürchterlichen Waffengangs wurde schon im Jahr 1945 der Antrag für den Bau einer neuen Spielstätte an der Rahmer Straße gestellt. Im Saal der Wirtschaft Hackeloer entstand aber erst 1948 ein Kino, „Hansa-Theater“ genannt, mit 375 Sitzplätzen. Betreiber der Spielstätte war die Familie Metzenthin und diese eröffnete 1955 schräg gegenüber, in Räumen der ehemaligen Keksfabrik Theis, ein „Metropol“ genanntes, weiteres Kino mit 195 Plätzen. Beide Lichtspielhäuser überdauerten die Zeiten der frühen Kinoerfolge aber nicht lange.
Länger sollte dann aber das Rex-Kino im Haus der Familie Berkey bestehen, das der Betreiber Lohrengel 1956 errichten ließ. Es bot den Kino-Fans 540 recht bequeme Sitzplätze. Auch ein angeschlossener Kiosk mit Schnellimbiss erfreute die Huckarder Jugend mit Frikadellen, Currywürsten, Schaschlik und Pommes-Frites. Im Vorraum des Kinosaales informierten Fotos in Glasvitrinen über das zukünftige Kinoprogramm und ein Kicker-Automat amüsierte die Fußballfans mit kurzweiligen Spielchen.
Spannende Unterhaltung
Das Programm umfasste neben Western – besonders die beliebten Winnetou-Filme hatten viele Fans – auch Heimat- und Heidi-Filme. Dazu begeisterten auch Bud Spencer und Terence Hill blödelnd und prügelnd in Italo-Western. Der Hammerwerfer Uwe Beyer war 1967 als Siegfried in den Nibelungen-Filmen zu sehen, dann kamen Charles Bronson in „Spiel mir das Lied vom Tod“ und Dennis Hopper als „Easy Rider“. In den 1970er Jahren folgten Marlon Brando als „Der Pate“ und Sylvester Stallone als „Rocky“. Der Krieg der Sterne tobte durch den Weltraum, der weiße Hai fletschte die Zähne und Jack Nicholson flog über das Kuckucksnest.
Verkehrserziehung
Nicht nur bei Filmvorführungen war der Kinosaal gut gefüllt, denn auch, wenn der Polizei-Kaspar mit lehrreichen Sondervorführungen zur Verkehrserziehung beitrug, kamen die Kinder in Scharen. Die Karten zur Verkehrstheater-Aufführung mussten die Eltern vorher in der örtlichen Konsum- oder Coop-Filiale erwerben.
Die Eheleute Lohrengel betrieben in dem Geschäftshaus nicht nur das Kino, auch die Gaststätte „Markt-Schänke“ und ein vielfrequentiertes Schreibwaren-, Tabakwaren- und Spielzeuggeschäft gehörte zu ihrem Repertoire. Besonders zum Schulanfang wurden dort die neuen Schulbücher verteilt und auch sonst konnte sämtlicher Schulbedarf dort erworben werden. Das Kino wurde bis 1983 betrieben, den Kinosaal ließen die Besitzer im Jahr 1985 abbrechen und den Eingangsbereich gleichzeitig zu einem Ladenlokal umbauen. Die Markt-Schänke bewirtet ihre Gäste noch heute.