Am Jahresanfang stelle ich gerne ein Thema vor, dass an ein ortsgeschichtlich wichtiges Ereignis erinnert. Doch es gibt Jahre, die sind vollgepackt mit Anlässen, Jubiläen und Höhepunkten der Ortsgeschichte. So kann im Jahr 2024 über mehrere 125. Jubiläen berichtet werden, die noch heute bedeutsam für die Menschen im Ort oder in der Region sind. Also reisen wir zurück in das Jahr vor der Jahrhundertwende und sehen wir uns den regionalen Wandel im Jahr 1899 einmal genauer an.
Huckarde wurde angebunden
Angebunden wurde Huckarde an die Nordsee und damit an den Rest der Welt. Am 11. August 1899 kam der Deutsche Kaiser nach Dortmund, um feierlich den Dortmund-Ems-Kanal zu eröffnen, den ersten großen Kanal für die Binnenschifffahrt in Deutschland. Und Huckarde spielte dabei eine wichtige Rolle, denn in unmittelbarer Nähe gab es nun einen Hafen und Huckarde war gefordert, einen Beitrag dazu zu leisten: Gelände musste abgetreten werden zur Anlage des Hafenbahnhofs. Und da Huckarde einen eigenen Bahnhof hatte und viele Eisenbahner und ihre Familien in den Huckarder Eisenbahner-Siedlungen wohnten, konnte man sich dem Wunsch der Verwaltung nicht versperren. Wie richtig diese Entscheidung war, sieht man an den aktuellen Entwicklungen bezüglich des Container-Umschlagplatzes und des neuen ICE-Werks, in das die Bahn mehr als 400 Millionen Euro investiert.
Stein auf Stein
Immer mehr Menschen kamen nach Huckarde – und die brauchten Wohnquartiere. Der Baumeister Sternemann begründete noch 1899 die Huckarder Ziegelei GmbH am Hauptfeld und dort entstanden in einer Ringofen-Anlage 160 000 Ziegelsteine pro Brennvorgang. Daraus wurden neben dem Neubau der Kokerei viele weitere Huckarder Gebäude, wie das Kulturzentrum „Alte Schmiede“ oder der einstige Saalbau an der Oberfeldstraße, gebaut.
Ein Anbau für die Ewigkeit
Mit dem starken Bevölkerungswachstum hängt auch das 125. Jubiläum des Erweiterungsbaus der St. Urbanus-Kirche zusammen. Mehr als 600 Jahre hatte der kleine Raum der kath. Kirche im Zentrum des Ortes noch um 1820 für 400, dann um 1860 für 900 Gläubige in Huckarde ausreichend Platz geboten, doch mit dem Abteufen der Zeche Hansa nahm in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. die Bevölkerungszahl immer weiter zu. In der Phase der Industrialisierung entbrannte deshalb eine Diskussion über eine Erweiterung des Kirchengebäudes. Entgegen ersten Planungen, die einen Backsteinbau favorisierten, entschied man sich für einen Anbau an die bestehende Kirche. Die Bauarbeiten zogen sich dann von 1897 bis ins Jahr 1899 hin und am 26. Oktober 1899 fand die Einweihung der vergrößerten Kirche statt.
Letzte Ruhe
Nachdem bereits 1896 eine ev. Gemeinde gegründet worden war und auch, weil durch den Anbau an die bestehende kath. Kirche einstiges Friedhofsgelände überbaut worden war, wurde der Ruf nach einem weiteren Friedhof immer lauter. Der Gemeinderat beschloss deshalb im Jahr 1899 die Anlage eines „Kommunal-Totenhofs“, des heutigen Kommunal-Friedhofes an der Urbanusstraße in der Dorfmitte. Bis heute ist dieser Begräbnisplatz ein wichtiger Bestandteil der örtlichen Begräbniskultur. Unter Denkmalschutz gestellt wurde die Fläche auch wegen der besonderen Areale zur Beerdigung der Opfer von Grubenunglücken oder der Bombenopfer des Zweiten Weltkriegs.