Schon seit einiger Zeit war klar, dass die Gläubigen im ganzen Land auch anno 2021 auf öffentliche Pfingstgottesdienste und Pfingstprozessionen würden verzichten müssen. In Huckarde, wo der Brauch einer Prozession an Pfingstmontag bereits seit 500 Jahren nahezu durchgehend gepflegt wird, wich man daher auf eine live im Internet übertragene Festmesse aus, die in der Kirche unter Einhaltung der geltenden Hygienerichtlinien stattfand. Immerhin 370 heimische Rechner, so ergab die Auswertung, nahmen am Online-Gottesdienst teil.
Dem eigentlichen Pfingstbrauch entsprachen Pfarrer Michael Ortwald und Vikar Dominic Molitor durch das Aufsuchen der vier Segensstationen, an welchen jeweils ein Bild und eine Kerze hinterlegt wurden.
Zum historischen Hintergrund der Pfingstprozession recherchierte Dr. Günter Spranke , u. a. in Rückgriff auf die Aufzeichnungen des Heimatforschers August Wittkamp.
Er führt aus, dass diese Tradition der mündlichen Überlieferung nach in einem aus Dank für die glückliche Errettung vor der Pest abgelegten Gelübde wurzelt. Belege hierfür seien allerdings nicht vorhanden: Eine erstmalige Erwähnung des Brauches findet sich in alten Kirchenrechnungen nach 1600, ältere Unterlagen sind nicht mehr vorhanden.
Wahrscheinlicher erscheint ihm die Möglichkeit, die Prozession habe sich aus der von der Essener Äbtissin auferlegten Tradition der Grenzumgänge entwickelt: An ihnen hatten am Dienstag nach Pfingsten alle teilzunehmen, denn da es noch keinerlei Karten und Kataster gab, wurden so die Grenzen des Oberhofes festgeschrieben. Dafür, dass aus einem Umgang zur Wahrung der Grenzen dann später ein Umgang zur Segnung der Felder wurde, spricht nach Dr. Sprankes Auffassung nicht zuletzt die exakt gleiche Streckenführung.
Irgendwann verschob man dann die Prozession offenbar auf den Pfingstmontag, wodurch der „Pfingstdienstag“ frei blieb für das traditionell tagende Hofgericht. Huckardes Heimatforscher betont zugleich, dass diese Entwicklung des Brauchs keineswegs im Widerspruch zu seinem Zweck als Dank für die Errettung von der Pest steht.