Darüber, dass die Kirche von heute großen Reformbedarf hat, sind sich immer mehr Gläubige einig. Ob und inwieweit sie auch reformwillig ist, muss sich nach wie vor erst noch herausstellen.
Im Anschluss an die letzte Sitzung des Gesamtpfarrgemeinderates des Pastoralen Raumes Am Revierpark haben sich deren Vorsitzende Claudia Stein sowie der Pfarrer der Huckarder St. Urbanus-Gemeinde, Michael Ortwald, nun klar positioniert. Dabei unterstreichen sie, im Namen einer großen Mehrheit ihrer Mitglieder zu sprechen.
In ihrem Statement benennen die beiden mehrere Gründe für die Verärgerung der Gläubigen und ihre Abkehr von Kirche und Gemeinde: Das Vorgehen etwa in der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt, die Ablehnung eines Flächentarifvertrags in der Altenpflege und das erst vor kurzem erfolgte Verbot der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren seitens der Glaubenskongregation.
Dem setzen sie ihr Bild von Kirche – nämlich einen „Glauben in Austausch und Beziehung“ – entgegen, und schreiben ihrer Institution recht unmissverständlich ins Stammbuch, dass es auf das Weitertragen von Traditionen „in der Welt von heute“ ankomme.
Weiter heißt es u. a.: „Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche muss weitergehen; darf sich nicht dahinschleppen und nur auf juristische Gutachten beschränken, sondern muss Ursachen klar benennen und verändern. Den Opfern gilt Unterstützung in Aufarbeitung, Hilfe und Entschädigung. Verantwortliche haben Konsequenzen zu tragen.“ Die Sichtweise auf Sexualität und Partnerschaft betreffend werden sowohl „Ruhr-Bischof“ Franz-Josef Overbeck als auch das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn zitiert, die jeweils mit Nachdruck ein Umdenken angemahnt haben.
Das Verfasserduo äußert den Wunsch auf eine erfolgreiche Fortsetzung des innerkirchlichen Gesprächsprozesses „Synodaler Weg“, und wendet sich dabei gegen jedwede Ausgrenzung. In diesem Sinne beschließen Claudia Stein und Michael Ortwald die Stellungnahme mit der Hoffnung, „dass Menschen Zuversicht finden in einem lebensbejahenden Glauben. Denn das ist Kirche Gottes: vielfältig. Und deshalb gehören alle dazu.“